In dieser Artikelreihe klären wir häufige Fragen rund um China. Diese betreffen auch die zahlreichen Organisationen in Deutschland, die mit China zu tun haben. Deutsche China-Gesellschaften e.V. – wer oder was ist das eigentlich? Das schauen wir uns in diesem Artikel etwas genauer an.
Die Deutschen China-Gesellschaften e.V. sind keine einzelne Organisation, sondern ein Netzwerk aus zahlreichen Vereinen, die sich in Deutschland für die Förderung der Beziehungen zu China einsetzen.
Diese Gesellschaften sind als gemeinnützige, eingetragene Vereine organisiert und arbeiten meist ehrenamtlich. Ihr Hauptanliegen ist die Förderung des Austauschs und des gegenseitigen Verständnisses zwischen Deutschland und China auf kultureller, wissenschaftlicher, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene.
Wandel deutsch-chinesischer Beziehungen
Die Beziehungen zwischen Deutschland und China haben sich im Laufe der Zeit stark gewandelt. Bereits in den 1930er Jahren gab es eine intensive Zusammenarbeit, die jedoch durch die politischen Umbrüche des Zweiten Weltkriegs und die anschließende Teilung Deutschlands unterbrochen wurde.
Nach der Aufnahme diplomatischer Beziehungen im Jahr 1972 entwickelte sich ein reger Austausch, der heute eine große Vielfalt und Dichte erreicht hat. China ist für Deutschland nicht nur ein wichtiger wirtschaftlicher Partner, sondern auch Wettbewerber und systemischer Rivale.
Trotz enger Kooperation bestehen weiterhin grundlegende Meinungsunterschiede, etwa bei Menschenrechten oder Fragen der internationalen Ordnung.
Gesellschaftlicher Austausch und neue Schwerpunkte
Mit der Öffnung Chinas und der zunehmenden Globalisierung rückte der gesellschaftliche und kulturelle Austausch immer stärker in den Fokus. Zahlreiche Organisationen und Vereine in Deutschland engagieren sich seither für den Ausbau der Beziehungen zu China.
Sie fördern nicht nur wirtschaftliche Kontakte, sondern setzen sich auch für Verständigung, Bildung und kulturelle Zusammenarbeit ein. Diese Entwicklung spiegelt den Wandel von einer rein politischen Partnerschaft hin zu einer breiten zivilgesellschaftlichen Vernetzung wider, bei der persönliche Begegnungen, Bildung und interkultureller Dialog im Mittelpunkt stehen.
Struktur und Ziele der Deutschen China-Gesellschaften
Die China-Gesellschaften sind parteipolitisch und weltanschaulich unabhängig. Sie bieten vielfältige Plattformen für Information, Diskussion und Begegnung. Ziel ist es, Vorurteile abzubauen, sachliche Informationen über China zu vermitteln und den Dialog zwischen den beiden Ländern zu fördern.
Die Aktivitäten reichen von wissenschaftlichen Vorträgen über kulturelle Veranstaltungen bis hin zu Austauschprogrammen für Schüler und Studierende.
Die wichtigsten Organisationen im Überblick
- Deutsche China-Gesellschaft e.V. (DCG): Die älteste und bundesweit aktive Gesellschaft, gegründet 1957. Sie organisiert Vorträge, Symposien und veröffentlicht ein eigenes Mitteilungsblatt. Die DCG setzt sich für Aufklärung und Austausch zu politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Themen ein.
- Chinesisch-Deutsche Gesellschaft e.V. (ChDG): Gegründet 1994 in Hamburg, mit Fokus auf Norddeutschland. Die ChDG bietet Veranstaltungen und digitale Formate zu aktuellen Entwicklungen in China und ist bekannt für ihr jährliches Pekingentenessen.
- Deutsch-Chinesische Gesellschaft e.V.: Fördert die Völkerverständigung durch kulturelle und wissenschaftliche Veranstaltungen. Sie ist Teil der Allianz Deutscher China-Gesellschaften e.V. (ADCG).
- Deutsch-Chinesische Gesellschaft Saar e.V. (DCG Saar): Ein Beispiel für regionale Aktivitäten, mit Veranstaltungen und Treffen zur Förderung des Austauschs im Saarland.
Die Allianz Deutscher China-Gesellschaften e.V. (ADCG)
Als Dachorganisation vernetzt die ADCG aktuell 24 Mitgliedsvereine aus ganz Deutschland. Sie bündelt die Interessen der einzelnen Vereine, fördert Austauschprojekte, insbesondere im Jugend- und Bildungsbereich, und pflegt Beziehungen zu chinesischen Partnerorganisationen.
Deutsche China-Gesellschaften – Aktivitäten und Angebote
Deutsche China-Gesellschaften bieten eine breite Palette an Aktivitäten:
- Veranstaltungen wie Vorträge, Symposien, Kamingespräche, Ausstellungen und Konzerte mit Gästen aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft.
- Publikationen, darunter Mitteilungsblätter, Bücher und Online-Journale, die aktuelle Entwicklungen und Hintergrundinformationen bieten.
- Austauschprogramme für Schüler, Studierende und Wissenschaftler sowie Unterstützung von Schulpartnerschaften.
- Netzwerkbildung für den persönlichen und beruflichen Austausch zwischen deutschen und chinesischen Akteuren.
- Förderung der Volksdiplomatie durch direkte Kontakte und gemeinsame Projekte.
Kritische Perspektiven auf die Deutschen China-Gesellschaften
In der Vergangenheit gab es vereinzelt Kritik an einzelnen Gesellschaften, etwa im Zusammenhang mit politischer Einflussnahme. Ein bekanntes Beispiel ist die Nutzung der DCG in den 1970er Jahren als Plattform für einen deutschen Maoisten, der als Agent Pekings agierte.
Solche Vorfälle werden heute kritisch aufgearbeitet und sind nicht repräsentativ für die Arbeit der Gesellschaften insgesamt. In den heutigen Gesellschaften wird China keineswegs unkritisch betrachtet, der Dialog steht aber in der Regel im Vordergrund.
Alles nur Wirtschaft? Die deutsch-chinesischen Beziehungen seit 1972
Deutsche China-Gesellschaften – Fazit
Die Deutschen China-Gesellschaften e.V. sind wichtige Akteure im deutsch-chinesischen Dialog. Sie schaffen Räume für Begegnung, Austausch und Kooperation und tragen dazu bei, das gegenseitige Verständnis zwischen Deutschland und China zu fördern.
Ihr Engagement reicht von kulturellen Veranstaltungen bis hin zu wissenschaftlichen Kooperationen und Austauschprogrammen und macht sie zu unverzichtbaren Brückenbauern zwischen den beiden Ländern.
Artikelbild: Unplash / Xingchen Yan; Keywords: Deutsche China-Gesellschaften e.V.
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