Der Sinologie-Student Patrick Müsker ist für ein Praktikum im Kulturbereich nach Shanghai gegangen. Für das ICC-Portal berichtet er über die Arbeit und das Leben vor Ort – zwischen Dolmetschen und Ellenbogen…
Von Patrick Müsker, Herbst 2013
Die Abteilung für Kultur und Bildung des deutschen Generalkonsulats Shanghai beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Projekten im Bereich Kultur. Es werden sowohl Projekte gefördert, die innerhalb einer deutsch-chinesischen Kooperation stattfinden als auch Projekte von Künstlern, Schriftstellern oder Musikern, die ihre Arbeit in Shanghai verwirklichen wollen.
Künstlerförderung zwischen Deutschland und China
Dabei kann es sich um Künstler handeln, die entweder selbst aus Deutschland kommen oder von deutscher Seite aus gefördert werden. Ein Beispiel für eine solche Kooperation ist der Pianist Dmitri Levkovich. Levkovich ist ein kanadischer Pianist, der aber vom Frankfurter Piano Forum gemanagt wird.
Ist man auf die Unterstützung der Abteilung Kultur und Bildung angewiesen, können sich die betroffenen Personen entsprechend melden und eine Anfrage stellen. In Rücksprache mit dem Hauptsitz des Goethe-Instituts in München wird geklärt, ob der Künstler förderungsfähig ist oder nicht. Die Förderungsfähigkeit wird anhand seiner Biografie und seines Talentpotentials gemessen. Nicht selten befinden sich die Daten des Schriftstellers, Musikers oder Künstlers schon für eine längere Zeit in der Datenbank des Goethe-Instituts, womit relativ schnell ein Profil erstellt werden kann.
Bei der Förderung von deutsch-chinesischen Kooperationen, sei es eine Diskussionsrunde zwischen Literaten oder eine ganze Kunstausstellung, werden die Projekte finanziell und organisatorisch gefördert. Damit übernimmt die Abteilung für Kultur und Bildung die Organisation vor Ort. Es kümmert sich um die Räumlichkeiten, die Werbung, die Betreuung der betroffenen Personen etc.
Dolmetschen und Organisieren – je nach Chinesischkenntnissen
Die Aufgaben der Praktikanten können dabei stark variieren und hängen vom Fach und den Sprachkenntnissen ab. Generell können sich Praktikanten aus vielen verschiedenen Studienrichtungen bewerben. Als Sinologe beispielsweise wird man auch an den Ort der Veranstaltung geschickt, um zu dolmetschen, zu organisieren und die Gäste zu betreuen.
Des Weiteren fertigen die Praktikanten Übersetzungen aus dem Chinesischen und Englischen ins Deutsche an. Dabei handelt es sich um Biografien zu den Künstlern oder Projektbeschreibungen zum jeweiligen Projekt vom Künstler selbst. Auf diese Weise wird der Praktikant auch oft direkt mit den chinesischen Künstlern selbst in Kontakt kommen, da so gut wie keine sprachlichen Barrieren vorhanden sind. Dies macht definitiv den interessantesten Teil der Arbeit aus.
Sind keine oder nur niedrige Sprachkenntnisse im Chinesischen vorhanden, beschränken sich die Aufgaben auf das Schreiben der Newsletter und von Berichten vergangener Ereignisse. Von daher macht es aus persönlicher Sicht mehr Sinn, die Stelle eines solchen Praktikums an Sinologen zu vergeben als beispielsweise an BWL-Studenten, die vorher noch keinen Kontakt mit China hatten. Das Aufgabenrepertoire fällt sonst zu knapp aus und der Praktikant könnte sich schnell unterfordert fühlen.
Praktikum in der Kulturarbeit – für Sinologen empfehlenswert
Ein weiterer Aufgabenbereich der Abteilung Kultur und Bildung ist die Bildung bzw. der PASCH-Bereich. Dabei handelte sich um die Vermittlung der Sprache Deutsch. Es werden Lehrerfortbildungen und Projekte in Zusammenarbeit mit chinesischen Schulen organisiert. Dabei kann es sich um Themenwochen, Sprachwettbewerbe und andere Projekte handeln. Die Praktikanten werden jedoch wenig bis gar nicht in diesen Bereich mit einbezogen.
Für Sinologen hat ein Praktikum im Bereich der Kulturarbeit definitiv viel Wert und stellt einen interessanten Arbeitsbereich dar. Durch die vom Institut organisierten Veranstaltungen kommt man mit vielen Leuten in Kontakt und kann durch ordentliche Arbeit einen guten und bleibenden Eindruck hinterlassen, der später von Nutzen sein könnte. Zum Leben in Shanghai selbst ist zu sagen, dass es belastend sein kann, wenn man sich zuvor nicht darauf einstellt.
Leben in Shanghai: gewöhnungsbedürftig und ausflugsfreundlich
Insgesamt bietet die Stadt im Kern selbst wenig interessante Aspekte und ist zu westlich, wenn man „China“ erleben möchte. Zudem verläuft das Leben hier in einem sehr hohen Tempo und offensichtliche Oberflächlichkeit und Unfreundlichkeit der Einwohner sind keine Seltenheit.
Dabei stellen die immer vollen U-Bahnen mein persönliches Highlight dar. Altersschwache Menschen können plötzlich rennen, wenn es darum geht einen Sitzplatz zu erhaschen, und der Ellenbogen wird beim Einstieg ebenfalls gerne in den Rücken vom Vordermann gedrückt. Dennoch kommt man in der Riesenmetropole gut zurecht und wer an kulturellen Sehenswürdigkeiten interessiert ist, der findet außerhalb, aber nicht fern der Stadt genügend lohnenswerte Orte für einen Ausflug.
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