Wie passen sich Erfolgsmarken aus Deutschland auf dem chinesischen Markt an? Welche Konzepte sind dort erfolgreich, welche nicht? Der Experte Dr. Dr. Andreas Tank untersucht seit einigen Jahren das Phänomen China-Marketing. In diesem Beitrag hat er einen Drachenduschkopf unter die Lupe genommen…
Ein Drache auf einem Duschkopf? Wer diese Tage einen der über 400 Hansgrohe-Showrooms in China betritt, bemerkt alsbald eine aktuelle Verkaufsaktion: Ein Duschkopf mit Drachenimpression, elegant mit einer Schleife in schwarz-rot-gold dekoriert und flankiert mit Designpreisen und Auszeichnungen, springt den Besuchern ins Auge. Auch die Preisgestaltung unterstreicht den lokalen Ansatz: 988 RMB für die goldene Ausführung, 788 RMB für die weiße, schließlich steht die Acht hierzulande für Wohlstand und Reichtum.
Drache als Symbol für erfolgreiches China-Marketing
Der Drache wiederum als Designelement ist in vieler Hinsicht eine gelungene Wahl. Der Zusammenhang zwischen einer Regendusche und einem Drachen mag sich einem westlich sozialisierten Kunden nicht sofort erschließen, in China hingegen gilt der Drache als regenspendendes Geschöpf. Die französischen Missionare Évariste-Régis Huc und Joseph Gabet berichteten 1874 in ihren „Wanderungen durch das Chinesische Reich“, dass Chinesen in Dürrezeiten „vom Drachen des Regens nasses Wasser“ erflehten: „Im schlimmsten Falle und als letztes Mittel werden Processionen veranstaltet, bei welchem unter wahrer Höllenmusik ein Drache von Holz oder Papier umhergetragen wird.“
Daneben gilt der Drache als Totem der chinesischen Nation und Repräsentant der traditionellen Kultur. Ausgrabungen belegen, dass Chinesen diesem Fabelwesen bereits vor über sechstausend Jahren Respekt zollten, und seit der Han-Dynastie (206 v. Chr.-220 n. Chr.) ist er das heraldische Emblem des Kaisertums. Schon seit 1900 lässt sich nachweisen, dass Drachen der Vermarktung ausländischer Produkte dienten.
Hans Grohe-Erfolgsgeschichte in China
Hansgrohe selbst ist seit 2003 mit einer eigenen Produktion in Shanghai präsent, um deutsche Qualität zu chinesischen Preisen herzustellen und damit im chinesischen Wettbewerb standzuhalten. Gleichzeitig ermöglicht diese Standortinvestition, Produkte zu entwickeln, die lokalen Nutzerpräferenzen und Designvorstellungen entsprechen. Neben dem gehobenen Projektgeschäft hat vor allem der Ausbau des flächendeckenden Händlernetzwerks einen wesentlichen Anteil an der chinesischen Erfolgsgeschichte des 1901 von Hans Grohe gegründeten Schwarzwälder Unternehmens.
Anders als in Deutschland, wo viele Kunden es dem Installateur überlassen, die Armaturen für sie auszuwählen, wollen chinesische Käufer sich umfassend informieren und die Produkte zuvor sehen, anfassen und testen. Folglich soll dieser bedeutende Distributionskanal weiter wachsen, 2013 auf über 500 landesweite Verkaufsstellen und Flagshipstores in Kernstädten wie Peking, Shanghai, Shenzhen oder Hangzhou.
Mit einem Jahresumsatz um 100 Mio. Euro bereits die Nummer 1 unter den deutschen Armaturenproduzenten in China, will Hansgrohe mit dieser strategischen Ausrichtung das zweistellige Wachstum fortschreiben, mit dem sich China seit Jahren zum wichtigsten Auslandsmarkt für die in 37 Ländern auf allen Kontinenten etablierte Gruppe entwickelt. Um den Ausstoß zu verdoppeln, wurden jüngst 13 Millionen Euro investiert und die Produktionsfläche im Shanghaier Werk um rund 8.000 Quadratmeter vergrößert.
„Im Regen stehen lassen“ – als Marketing-Konzept in China
„Jemanden im Regen stehen lassen“ gewinnt bei Hansgrohe eine durch und durch positive Bedeutung. Während sich chinesische Kunden der „飞雨Select 150龙版花洒“ im Regen des mystischen Drachen duschen, erhalten Teilnehmer der parallel zum Verkaufsevent stattfindenden Aktion auf der Social Media Plattform WeChat handliche Taschenschirme. Die Zauberformel lautet: Kaufen, Folgen, Teilen. So oder so, der Regen mag kommen!
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