Die wachsende Bedeutung Chinas macht sich auch an deutschen Universitäten bemerkbar. In den letzten Jahren wurden zahlreiche Studiengänge entwickelt, die einen wichtigen Teil zur deutsch-chinesischen Bildungspartnerschaft beitragen. In der Reihe “Chinastudien innovativ” stellen wir besonders interessante Fächer und Programme vor. In diesem Beitrag geht es um einen neuen Sinologie-Master, der zugleich die Wurzeln der deutschen Chinawissenschaften im Blick hat.
China entwickelt sich vor allem wirtschaftlich rasant, damit einher geht eine gestärkte Position in den internationalen Beziehungen. Jedoch ist das Reich der Mitte nicht nur schillernde Moderne mit atemberaubenden Skylines und einem westlich anmutendem Lebensrhythmus. Obwohl die chinesische Tradition in Zeiten der Kulturrevolution verneint wurde, ist die kulturelle Vergangenheit heute wieder vielerorts präsent. Nicht nur in den Familien leben überlieferte Gewohnheiten weiter, auch die Regierung setzt neuerdings verstärkt auf die eigene Geschichte und den historisch gewachsenen Wertekanon. Weltweit wird mit Konfuzius als Kulturheros geworben und altchinesische Klassiker dienen zur Stärkung einer eigenen Identität. Das moderne Chinesisch mit seinen unzähligen Sprichwörtern und Anspielungen ist – wie vielleicht keine andere Sprache – von früheren Entwicklungsstufen und historischen Einflüssen geprägt.
Das neue und das alte China verbinden
Dieses China, das sich zurückorientiert und nicht mehr ohne seine Vergangenheit zu begreifen ist, wird auch im neuen Master-Programm am Institut für Sinologie und Ostasienkunde in Münster zum Gegenstand gemacht. Der Studiengang mit dem schlichten Namen „Sinologie“ verbindet die Beschäftigung mit Neuem und Altem und zielt darauf ab, ein ganzheitliches Verständnis Chinas zu vermitteln. Weder soll Chinas Geschichte ignoriert noch ausschließlich das historische Reich der Mitte untersucht werden. Wir haben uns mit der Wissenschaftlichen Mitarbeiterin Dr. Kerstin Storm unterhalten. Sie ist die Ansprechpartnerin für den Studiengang und geht auf die Schwerpunkte und Perspektiven des Masters in Münster ein.
Was sind die Besonderheiten des neuen Master-Studiengangs Sinologie in Münster?
Unser Master ist ein forschungsorientierter Studiengang mit Fokus auf der Sprachausbildung, es wird sowohl das klassische als auch das moderne Chinesisch unterrichtet. Darüber hinaus beschäftigen wir uns nicht nur mit materieller Kultur und Kunst, sondern vermitteln auch den fachkundigen Umgang mit sinologischen Methoden und Hilfsmitteln.
Ist im Master Sinologie ein Auslandsaufenthalt Pflicht und wie sieht es mit der Finanzierung aus?
Wir haben nach Gesprächen mit unseren Studierenden festgestellt, dass nicht alle einen Aufenthalt im chinesischsprachigen Raum planen. Deshalb gibt es im zweiten Semester die Möglichkeiten, erstens an einer Juniorforschergruppe teilzunehmen, zweitens ein Praktikum zu absolvieren oder drittens einen Sprachkurs im Ausland zu besuchen. Grundsätzlich ist ein Aufenthalt im chinesischsprachigen Ausland empfehlenswert, doch in manchen Fällen bietet sich eher eine der anderen Optionen an. Das gilt zum Beispiel dann, wenn die MA-Studierenden schon ein oder mehrere Jahre in China waren. Oder wenn es sich um chinesische Muttersprachler handelt, die lieber in einer unserer Partnerinstitutionen im europäischen Ausland ein Gastsemester absolvieren möchten. Wir ermutigen unsere Studierenden, sich für ein Stipendium zu bewerben und unterstützen sie dabei vielfältig. Das wird sehr gut aufgenommen und hat schon häufig zum Bewerbungserfolg geführt – bei Promos, beim DAAD und auch bei politischen Stiftungen.
Wie sehen die Berufschancen für die Absolventen des Sinologie-Masters aus? Muss man anschließend an der Uni bleiben?
Das Studium bei uns qualifiziert die Absolventen für eine mögliche wissenschaftliche Laufbahn, doch gibt es auch andere Berufswege, auf die wir vorbereiten. Dazu gehören beispielsweise gehobene Positionen im Kultur- und Medienbereich, im Verlagswesen, in der Sprachvermittlung oder im öffentlichen Stiftungswesen. Wenngleich das nicht unser Schwerpunkt ist, gehen einige unserer Absolventen auch in die Wirtschaft. Oft genug hört man da dann den Satz: „Wer die chinesische Sprache gemeistert hat, der schafft auch alles andere.“ Da ist sicher etwas dran. Wer kritisch mit chinesischen Texten arbeiten und eigenständig wissenschaftlich relevante Forschung durchführen kann, ist für vieles gewappnet. Wir helfen unseren Studierenden mit speziellen Kursen und Informationsveranstaltungen zum Thema Sinologie im Beruf. Daneben haben wir eine Kooperation mit dem Career Service eingeführt, dessen Workshops und Seminare bei der Berufsorientierung und beim Einstieg in den Arbeitsmarkt helfen.
Vielen Dank für das Interview, Frau Dr. Storm!
Weitere Informationen und Anmeldung für den Master:
http://www.uni-muenster.de/Sinologie/Studium/Studiengaenge/Master_Sinologie_2015-16.html
https://movein-uni-muenster.moveonnet.eu/movein/portal/studyportal.php
Ansprechpartnerin:
Dr. Kerstin Storm, Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Institut für Sinologie und Ostasienkunde, WWU Münster
Tel.: 0251-83 29900 & E-Mail: kerstinstorm@uni-muenster.de
Chinastudien innovativ: Neuer Master Sinologie an der Universität Münster
Hongfu meint
Sieht interessant aus. Ich finde man kann China nicht verstehen wenn man nicht mit der Geschichte auskennt. In China gibt es heute auch wieder viele Sendungen über frühe Kaiser und Kriege und so weiter berichten. Dafür muss man auch altes Chinesisch lernen.
lottali meint
Münster ist definitiv eine der schönsten Studentenstädte – Grillen am Aasee = TOP:)