War oder ist China Entwicklungsland? Ist China noch ein Dritte-Welt-Land? Diese und ähnliche Fragen werden oft im Netz gestellt. Die Antwort darauf ist etwas komplexer – schauen wir uns die Thematik genauer an. Diesen Status hat China im Jahr 2021 wirklich.
In unserer Reihe „China-Fragen“ beantworten wir die häufigsten Fragen, die Menschen im Internet über das Reich der Mitte stellen. Gerade zu Chinas Entwicklungsstand werden regelmäßig verschiedene Fragen gestellt. Das ist verständlich – denn einerseits wird oft über Chinas rasanten Fortschritt berichtet. Andererseits werden nicht selten die weiterhin bestehenden Entwicklungsmöglichkeiten im Land aufgezeigt.
Ist China Entwicklungsland oder nicht?
China ist inzwischen zur zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt aufgestiegen und liegt damit nur noch hinter den USA. Im Vergleich zu vielen westlichen Ländern wächst Chinas Wirtschaft nach wie vor rasant – in 2020 lag das Wachstum trotz der Coronavirus-Pandemie sogar bei 2,3 Prozent. In 2021 wächst das Land schon wieder in Rekordgeschwindigkeit. Beantwortet sich die Frage, ob China Entwicklungsland sei, da nicht schon von selbst?
Bei der Beantwortung muss, wie so oft, vorab geklärt werden, welche und wessen Definition man verwenden möchte. Der einflussreiche Internationale Währungsfonds (IWF/IMF) kategorisiert das Reich der Mitte beispielsweise bis heute als Schwellenland beziehungsweise als eine der „aufstrebenden und sich entwickelnden Wirtschaften“ (emerging and developing economies). Dazu gehören auch Länder wie Indien und Russland. Die USA, die Euro-Zone, Deutschland, Japan etc. werden hingegen als Industriestaaten oder „fortgeschrittene Wirtschaften“ bezeichnet.
Zwei Gründe, warum China noch immer als Schwellenland und/oder -markt bezeichnet wird, lauten wie folgt: Das Land muss oder kann im Industriebereich nach wie vor aufholen und es wächst dabei, wie erwähnt, weiterhin sehr dynamisch. Von Dritte-Welt-Land im Sinne eines Entwicklungslandes redet man offiziell ohnehin nicht mehr, weil der Begriff als diskriminierend empfunden wird.
Macht Chinas Einteilung als Entwicklungsland (noch) Sinn?
Chinas Status als Entwicklungsland ist höchst umstritten. Peking sichert sich dadurch im internationalen Austausch einige Vorteile. Deutschland hat das Land zum Beispiel lange strategisch beim Aufbau bestimmter Sektoren unterstützt – als Teil von Entwicklungshilfe. China hat auch im Rahmen der Welthandelsorganisation (WTO) bis heute bestimmte Privilegien.
Aktuell wird das unter anderem von den USA stark kritisiert. Zu Recht? Ja, China wächst rasant, gilt in technologischer Hinsicht in einigen Branchen als weltweit führend. Gleichzeitig liegt China weit entfernt von den Industrieländern, wenn man sich das BIP pro Kopf anschaut – also, kurz gesagt, das Einkommen des Landes auf die gesamte Bevölkerung verteilt.
Auch wenn es im Reich der Mitte zahlreiche Dollar-Milliardäre gibt, leben noch immer, gerade im ländlichen Raum, hunderte Millionen von Chinesinnen und Chinesen in relativer Armut. Dann wiederum hat sich die Lage selbst im ländlichen Raum in den letzten Jahrzehnten stark verbessert. Es ist also wirklich kompliziert.
Fazit: Ist China Entwicklungsland? Je nachdem…
China wird nach wie vor von vielen internationalen Organisationen als Entwicklungs- oder Schwellenland eingeschätzt beziehungsweise anerkannt. Somit genießt China einige Vorteile und Freiheiten. Die Kritik, dass Chinas Wirtschaft, die in Teilbereichen schon sehr fortschrittlich ist, auf diese Weise den Wettbewerb verzerrt, muss ernst genommen werden.
Zugleich ist es aber eine Tatsache, dass sich China mit Blick auf die Gesamtbevölkerung und die ungleiche Verteilung im Land weiterhin strukturell verändern und entwickeln muss. Ob dadurch der Status eines Entwicklungs- oder Schwellenlandes gerechtfertigt ist, wird sicher auch künftig, von den (anderen) Industrienationen, heftig diskutiert werden.
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