Text und Bilder von ICC-Redakteur Lars-Pascal Reuter
Haben Sie schon genug von den heißen Temperaturen in Deutschland? Wir wollen natürlich nicht den schönen Sommer 2015 schlechtreden, wo wir so lange darauf gewartet haben. Nichtsdestotrotz gibt es hier einen schönen Bericht über den bezaubernden Winter in Harbin – damit die Reiseplanung für 2015-2016 ganz entspannt ablaufen kann.
Die Volksrepublik China ist eines der flächenmäßig größten Länder dieser Erde. Über mehr als 9,5 Millionen km² erstreckt sich das Reich der Mitte auf dem asiatischen Kontinent und beheimatet nicht nur eine große Anzahl verschiedener Völker, Kulturen und Sprachen. Durch seine geographische Lage besitzt China auch eine Vielzahl von Klimazonen, in denen jeweils eine ganz unterschiedliche Vegetation vorzufinden ist. Obwohl das Land klimatisch überall mehr oder weniger vom Monsun beeinflusst wird, ist von extrem trockenem Wüstenklima, über sehr kaltem Nadelwaldklima bis hin zu tropischen Klimaten alles vertreten. Das Wetter auf der Insel Hainan 海南 beispielsweise, der südlichsten Provinz Chinas, ist das ganze Jahr über tropisch feucht-warm und schwankt vergleichsweise nur geringfügig in Abhängigkeit von den Jahreszeiten. Im hohen Norden dagegen, ist der Sommer kurz und heiß, der Winter lang und extrem kalt. InterCultureCapital nimmt Sie mit auf eine Reise in den bitterkalten Winter des Nordens – nach Harbin.
Die Stadt Harbin 哈尔滨 befindet sich im Süden der Provinz Heilongjiang 黑龙江 und ist die nördlichste Provinzhauptstadt der Volksrepublik. Heilongjiang gehört dabei zur historischen Region der Mandschurei 满洲 und grenzt im Norden an Russland. Die Mandschurei war das traditionelle Siedlungsgebiet der Mandschu 满族, eine der größten nationalen Minderheiten Chinas, aus deren Reihen der letzte Kaiser der Qing-Dynastie 清朝stammte. Trotz der extrem kalten Temperaturen von bis zu -40°C, ist Harbin vor allem im Winter ein Touristenmagnet. Ich möchte Ihnen zeigen warum.
Harbins Altstadt
Zugegeben, die Altstadt von Harbin ist nicht nur im Winter ein Highlight. Durch die Kälte ist sie allerdings einer der wenigen Orte der Stadt, die auch im Winter äußerst belebt sind. Sie ist gesäumt von allerlei Ständen die lokale Leckerbissen verkaufen, wie eine Variante des in China beliebten fermentierten Tofu 臭豆腐 oder ein Speiseeis auf Milchbasis, welches trotz der niedrigen Temperatur bei den Touristen unglaublich beliebt ist. „Wer isst denn schon ein Eis bei -35°C Außentemperatur?“ denkt man sich. Auf den ersten Blick sehr ungewöhnlich, wenn man es jedoch erst einmal probiert, weiß man wieso die chinesischen Touristen lange Schlangen vor den Ständen bilden. Es muss nicht immer ein heißes Getränk sein, wenn man durch die mit kunstvoll geschnitzten Eisskulpturen verzierte Innenstadt flaniert. Eine der schönsten Sehenswürdigkeiten befindet sich ebenfalls in der Altstadt von Harbin – die russisch-orthodoxe Sophienkathedrale. Die Provinz Heilongjiang und damit auch Harbin wurden einst von Russland besetzt und auch heute noch sind einige Stadtteile von russischer Architektur geprägt. Ein phänomenaler Kontrast inmitten einer chinesischen Metropole, der einen die Kälte für einen kurzen Augenblick vergessen lässt.
Harbin Tiger Park 东北虎林园
Eine weitere Attraktion in Harbin ist der Tiger Park im Nordwesten der Stadt. Auf einer Fläche von 1,4 Millionen m² leben rund 800 sibirische Tiger und ein paar wenige andere Raubkatzenarten. Der Park wurde im Jahr 1996 mit dem Ziel eröffnet, diese majestätischen Großkatzen zu erhalten und zu schützen. Nachdem man sich eine Eintrittskarte gekauft hat, steigt man zunächst in einen Jeep und genießt eine wundervolle Safari durch das Areal, während dieser man die Tiere bestaunen kann. Hat man Glück, so erhascht man auch den ein oder anderen Blick auf einen weißen Tiger, von denen nur eine Hand voll im Park leben. So schön und weitläufig das Gelände des Parks auch sein mag, nach der Safari steigt man aus und wird in einen Rundgang geleitet, der einem Zoo sehr ähnlich ist. Ein wenig Ernüchterung macht sich breit, denn in den sehr kleinen Gehegen erblickt man nun einige andere Raubkatzenarten, wie beispielsweise Panther, einen weißen Löwen und sogar einen Liger – eine Kreuzung aus Löwe und Tiger. Leider sieht man den Tieren den Platzmangel auch an. Kann man diesen Anblick mit sich vereinbaren, hat man dennoch einen einmaligen Tag im Tiger Park.
Harbin Eis und Schnee-Festival 哈尔滨国际冰雪节
Das absolute Highlight im winterlichen Harbin. Der Großteil der Touristen besucht die Stadt im Winter hauptsächlich wegen des weltberühmten Eislaternen Festivals. Es gehört zu den vier größten Festivals seiner Art und findet seit 1963 jedes Jahr zwischen Anfang Januar und Ende Februar statt. Da es im März bereits anfängt wärmer zu werden und das Eis zu schmelzen beginnt, ist die Sicherheit nicht mehr ausreichend gegeben. Das Gelände befindet sich gut 10km außerhalb von Harbin und ist bequem mit einem Shuttle-Bus aus der Innenstadt zu erreichen. Bereits vom Bus aus bemerkt man den Palast, dessen eisige Türme die Mauern des Geländes überragen. Der Eintritt ist mit umgerechnet ca. 30 € für chinesische Verhältnisse alles andere als günstig. Ermäßigung bekommen nur Studenten, die einen chinesischen Studentenausweis besitzen. Internationale Studentenausweise oder Ausweise von Austauschstudenten werden nicht akzeptiert. Trotz des relativ deftigen Preises erkauft man sich ein Ticket in ein Winterwunderland, welches einem den Atem raubt. Überall findet man Eisskulpturen, riesige Brücken und Paläste aus Eis und gigantische Schneefiguren. Auch wenn der Anblick bereits am Tage fantastisch ist, so haut es einen erst richtig um, sobald die Sonne hinter dem Horizont verschwindet. Die riesigen Bauwerke sind von Lichtröhren in den verschiedensten Farben durchzogen und das Winterwunderland verwandelt sich bei Nacht in einen kunterbunten Jahrmarkt aus Eis und Schnee. Nachdem man sich mit einem warmen Getränk gestärkt hat, sollte man unbedingt einmal das Kind in sich raus lassen und eine der etlichen Rutschen aus Schnee oder Eis ausprobieren. Unbedingt empfehlenswert und für jeden China-Touristen ein Muss, wenn man sich zur passenden Zeit im Reich der Mitte befindet und die Kälte nicht scheut.
Hat Sie das Reisefieber gepackt? Harbin ist bestens von allen großen chinesischen und sogar einigen westlichen Flughäfen aus zu erreichen. Vergessen Sie nicht, genug warme Kleidung und jede Menge gute Laune mit einzupacken. Viel Spaß!
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l. protte meint
Total spannender Artikel, China hat einfach so viel zu bieten… Ich war bisher nur in Peking und Shanghai, Harbin und Xinjiang würde ich noch so gerne besuchen. Ist einfach ganz anders, trotzdem noch China…
Obermeyer Bertel meint
Traumhaft der Xingkai Lake. Seit ich 1992 da war hat er mich nicht losgelassen.