Chinas galt und gilt teils noch als Werkbank der Welt. Nicht nur im Kontext des Lieferkettengesetzes wird aktuell darüber diskutiert, welche Vor- und Nachteile die globale und lokale Herstellung haben kann. In diesem Beitrag geht die Chinawissenschaftlerin Hoai Anh Do auf ein besonders beliebtes Produkt ein, das aus dem Reich der Mitte den Weg in die ganze Welt findet. Chinesische Schuhproduktion – Made in China, getragen in Deutschland.
Schuhe sind als Alltagsgegenstand und modisches Objekt verbreitet und begehrt. Doch wie verhält es sich mit denjenigen, die in China gefertigt und dann nach Deutschland exportiert werden? Schauen wir uns im Folgenden einige grundlegende Fragen etwas genauer an: Aus welchen Materialien bestehen diese Schuhe? Wie und wo genau werden sie hergestellt? Außerdem analysieren wir, wer diese Schuhe trägt, wie sie genutzt werden und welche Werte mit diesem alltäglichen Modeaccessoire verbunden sind.
Chinesische Schuhproduktion – einige Besonderheiten
China gilt weltweit als Produktionsgigant für Schuhe, und die EU importiert einen Großteil davon. Wenn wir verstehen möchten, unter welchen Bedingungen unsere Schuhe hergestellt werden, müssen wir den Blick also zunächst nach China richten. Was zeichnet die Herkunft, die Materialien, die Produktion und die globalen Auswirkungen von Schuhen „made in China“ aus?
Woraus bestehen Schuhe „made in China“?
Die Materialien, aus denen Schuhe die größten Hersteller fertigen, variieren je nach Marke, Modell und Verwendungszweck. Schuhe aus China, die internationale Produzenten nach Deutschland importieren, bestehen ebenfalls aus einer Vielzahl von Materialien.
Gummi- und Plastikschuhe nehmen den größten Anteil ein, auch Stoff- und Lederschuhen sind verbreitet. Ein Vergleich der materiellen Unterschiede zwischen Schuhen aus China und Europa zeigt, dass chinesische Schuhe auf kosteneffiziente Massenproduktion setzen, während Schuhe aus Deutschland bzw. Europa oft auf hochwertige Materialien wie Leder setzen, was Langlebigkeit und Atmungsaktivität gewährleisten soll.
In den vergangenen Jahren ist zudem ein Trend zu recycelten Materialien hinzugekommen, der auch bei der Produktion im Reich der Mitte zunehmend zu Veränderungen sorgen dürfte. Besonders westliche Unternehmen nutzen Secondhand-Material auch immer stärker als Argument im Marketing.
Made in China – Geschichte und Aufstieg chinesischer Marken: frühe Nachahmer
Chinesische Schuhproduktion – Besonderheiten der Herstellung
Die Geschichte der chinesischen Schuhindustrie erlebte in den 1980er-Jahren einen starken Aufschwung durch ausländische Investitionen. Trotz grundlegender Maschinerie und Technologie fehlte es anfangs jedoch oft an Effizienz und Produktivität in den chinesischen Schuhfabriken.
Die Qualität der Arbeit ist mittlerweile häufig sehr hoch, aber bei den Produktionsmethoden und -produktivität lassen sich noch immer gewisse Schwächen erkennen. Schulungen und formale Ausbildungen sind begrenzt. Auch der Arbeitsschutz durch professionelle Vorgesetzte gilt als ausbaufähig.
Qualitätskontrolle und Management können verbessert werden, um die Herstellung hochwertiger Schuhe zu fördern. Hier sind auch speziell westliche Unternehmen gefordert, die über Jahrzehnte die kostengünstige, aber menschenunfreundlichen Produktionsbedingungen in China gefördert haben.
Wo werden Schuhe „made in China“ hergestellt?
Traditionell konzentrierten sich Schuhproduktionsstätten in den chinesischen Küstenprovinzen Guangdong, Fujian und Zhejiang. Jedoch verlagern viele Fabriken aufgrund steigender Kosten ihre Standorte ins Landesinnere, was zu neuen Zentren für die Schuhproduktion führt.
Guangdong bleibt das Zentrum der industriellen Verarbeitung, unterstützt durch günstige geografische Lage, Infrastruktur und qualifizierte Arbeitskraft. Die Stadt Wenzhou in der Provinz Zhejiang galt lange als „Schuhstadt von China“ – mittlerweile möchte man dort stärker auf Innovation setzen.
Chinesische Schuhproduktion mit weltweiten Abnehmern
Die USA, Russland, Japan und die EU sind die Hauptabnehmer chinesischer Schuhe. Marken wie Adidas und Nike produzieren in China aufgrund von Kosteneffizienz, fortschrittlicher Infrastruktur und Flexibilität in der Herstellung. Daneben produziert das Reich der Mitte natürlich auch Schuhe für die lokale Nachfrage.
Die Vielfalt der chinesischen Schuhe ermöglicht es, unterschiedliche Märkte und Verbrauchergruppen weltweit anzusprechen. Die Kombination aus modischem Design und erschwinglichen Preisen macht sie zu einer attraktiven Option für Verbraucher weltweit.
Durch die angespannte Lage in der Weltpolitik mitsamt logistischen Komplikationen wird zugleich diskutiert, weniger abhängig von einzelnen Herstellungsländern zu werden. In China selbst möchte man zudem weg von der einfachen Massenproduktion für den Rest der Welt.
Schuhe „made in China“ und ihr globales Image
Schuhe „made in China“ sind eng mit globalen Lieferketten und Handelsbeziehungen verbunden. Produkte wie Schuhe aus dem Reich der Mitte werden oft mit Kosteneffizienz und Erschwinglichkeit assoziiert.
Die Effizienz der chinesischen Fertigungsindustrie ermöglicht niedrigere Produktionskosten und eine breite Palette von Preissegmenten. Die Kostenstruktur hat sich in den vergangenen Jahren jedoch auch verändert und China gilt nur noch bedingt als „Billiglohnland“.
Chinesische Schuhproduktion – Fazit und Ausblick
Schuhe „made in China“ sind nicht nur alltägliche Gegenstände, sondern stehen für eine komplexe Verflechtung von Herstellungsprozessen, Materialien und globalen Beziehungen. Die Vielfalt und Kosteneffizienz, die mit chinesischen Schuhen verbunden sind, machen sie zu einem wichtigen Akteur in der globalen Schuhindustrie.
Einerseits gibt es Kritik an den Arbeitsbedingungen, andererseits profitieren Verbraucher weltweit von der erschwinglichen Qualität. Gleichzeitig verändern sich Jahr für Jahr globale Handelsstrukturen und Produktionsbedingungen in China. Künftig wird China noch stärker auf Hightech-Produkte und -Produktion setzen, sodass die Produktion einfacher Produkte in günstigere Herstellungsländer abwandern dürfte.
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