Als kürzlich die Boston Consulting Group wieder bei Top-Managern nach den innovativsten Unternehmen der Welt fragte, wurden auch Chinas Tech-Giganten geehrt. Tencent kam auf den 14. Platz, Alibaba schaffte es sogar auf Rang 10. Was pragmatische Innovationen im Alltag anbelangt, hätten die Nutzer in China mindestens genauso viel Respekt verdient wie die heimischen IT-Firmen. Oft zeigen die User mit ihren kreativen Anwendungen den technischen Anbietern neue Möglichkeiten auf.
Was E-Commerce angeht, hat China längst jedes andere Land der Welt abhängt. Die USA können sich mit Apple, Google und Co. zwar noch über die wertvollsten Marken freuen. Doch in Bezug auf die Marktkapitalisierung haben die chinesischen Internet-Player schon stark aufgeholt. Im Jahr 2017 landeten gleich drei von ihnen – neben Tencent und Alibaba auch Baidu – in den Top 10 der wertvollsten Internetfirmen weltweit. Im Bereich E-Commerce ist China nach Gesamtumsatz längst Weltmeister – und zwar mit einigem Abstand. Dabei ist es wichtig zu erwähnen, dass China nicht nur eine extrem erfolgreiche E-Commerce-Firma wie Amazon hat. Es sind gleich mehrere sehr starke Unternehmen im Rennen – darunter Tmall, JD.com und VIPshop.
Wichtige E-Commerce-Anfänge im C2C-Bereich in China
Nicht zu vergessen ist, dass der chinesischen E-Commerce in der Anfangsphase besonders stark durch den Handel zwischen Endkonsumenten angeregt wurde. Sie fanden schon früh verschiedene Wege, das Internet und soziale Medien zu nutzen, um kleine Transaktionen durchzuführen und zusätzliche Geschäftsmöglichkeiten aufzubauen. So wundert es nicht, dass die chinesische Gründerlegende Jack Ma vor allem dank seines Online-Auktionshauses Tabao sein E-Commerce-Imperium namens Alibaba Group aufbauen konnte. Die enge Verbindung zwischen sozialer und kommerzieller Internetnutzung zeigt sich auch in WeChat – der chinesischen Facebook-WhatsApp-Mischung. WeChat selbst wird von Unternehmen und Verbrauchern sehr rege für den Online-Handel genutzt.
Megatrend digitale Hongbaos – besonders zum chinesischen Neujahr
Dass kulturelle Tradition und digitaler Wandel kein Widerspruch sein müssen, zeigen Marketing-Experten und die Internet-Community in China auch immer wieder. So werden im Reich der Mitte traditionell zu bestimmten Feierlichkeiten und vor allem zum chinesischen Neujahrsfest gerne rote Umschläge (hongbao 红包) mit Geldgeschenken überreicht. Anbieter für Smartphone-Wallets wie Alipay und Tenpay (WeChat) haben diese Gewohnheit in digitale hongbaos überführt, die sich enormer Beliebtheit erfreuen. Nicht nur an Feiertagen werden kleine Geldbeträge verschickt, sondern häufig ebenfalls als Späßchen im Alltag. Der Empfänger im Freundeskreis, der die Nachricht am schnellsten öffnet, freut sich dann über ein paar Cents. Darüber hinaus wurden zahlreiche chinesische Feiertage uminterpretiert, um sie als Shopping-Events nutzen zu können. Hier kommen ebenso wichtige Impulse aus der Bevölkerung, die sich auf die Verknüpfung von Tradition und Kommerz einlässt.
Digitalisierung in China umfasst Betteln mit Wallet-Apps
China gilt als Serviceparadies und dies zeigt sich auch in den vielfältigen Apps, die den Alltag angenehmer gestalten sollen. Neben digitalen Geldgeschenken, die sich Familien und Freunde schicken oder Arbeitgeber zur Motivation der Belegschaft nutzen, kann man seit 2017 auch vermehrt auf der Straße Geld verschenken. Immer mehr Bettler nutzen den für die Wallet-Apps üblichen QR-Code, um eine Spende zu erbeten. Dies hat den Bittstellern gerade in der Anfangszeit aufgrund des Überraschungseffektes ordentliche Mehreinnahmen beschert. Generell geht es hierbei aber um nichts anderes als Existenzsicherung. Mobiles Bezahlen hat in China inzwischen Bargeldzahlungen so stark verdrängt, dass die Digitalisierung nicht selten die einzige Möglichkeit ist, überhaupt noch an Geld zu kommen.
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