China in der deutschen Schulbildung – so wenig wird hierzulande vermittelt

Während chinesische Schüler:innen in PISA-Studien regelmäßig Spitzenplätze belegen, bleibt das Land selbst im deutschen Unterricht weitgehend unterrepräsentiert. Die wirtschaftliche und politische Bedeutung Chinas steht in deutlichem Kontrast zu dem geringen Raum, den das Thema in Lehrplänen einnimmt. So begrenzt ist China in der deutschen Schulbildung.

China in der deutschen Schulbildung stellt eine unterschätzte Lücke dar. Obwohl das Land seit Jahrzehnten eine zentrale Rolle in der Weltwirtschaft spielt und zunehmend geopolitischen Einfluss ausübt, finden sich nur vereinzelt verpflichtende Unterrichtsinhalte zu chinesischer Geschichte, Kultur oder Gesellschaft. Die kulturelle Bildung an Schulen weist hier klare Lücken auf.

Während etwa 5,3 Millionen Schüler:innen an deutschen Sekundarschulen täglich Französisch, Spanisch oder Latein lernen, beschäftigen sich nur etwa 5.000 von ihnen mit der chinesischen Sprache. Die Diskrepanz zwischen globaler Relevanz und schulischer Präsenz könnte langfristig zu einem Wissensdefizit führen, das Deutschland in seiner Handlungsfähigkeit einschränkt.

Die aktuelle Situation an deutschen Schulen

In deutschen Klassenzimmern kommt China vorwiegend in fragmentierter Form vor. Im Geschichtsunterricht erscheint das Land meist als Randnotiz zur Kolonialgeschichte oder im Kontext des Kalten Krieges.

Seit 2020 ist chinesische Geschichte zwar verpflichtend in Klasse 10 an Gymnasien in Baden-Württemberg vorgesehen, doch in den meisten Bundesländern bleibt das Thema optional oder wird nur oberflächlich gestreift. Im Geografieunterricht liegt der Fokus häufig auf klassischen Themen wie der Ein-Kind-Politik oder dem wirtschaftlichen Aufstieg, ohne die komplexen gesellschaftlichen Strukturen zu beleuchten.

Chinesischunterricht als fester Bestandteil des Regelunterrichts?

Der Chinesischunterricht entwickelte sich in den vergangenen 20 Jahren vom Zusatzangebot zum festen Bestandteil des Regelunterrichts an einigen Schulen. Während Ende der 1990er-Jahre nur 34 Schulen überhaupt ein Chinesisch-Angebot hatten, wurde 2023 bereits an 119 Schulen Chinesisch als Wahlpflichtfach unterrichtet.

Dennoch stagniert die Zahl der Lernenden seit Jahren bei etwa 5.000 bundesweit. Zum Vergleich: Im Nachbarland Frankreich lernen derzeit etwa 38.000 Schüler:innen Chinesisch. Diese Zahlen verdeutlichen, dass China in der deutschen Schulbildung trotz der strukturellen Verankerung von China-Kompetenz noch erheblichen Ausbau benötigt.

Einfach Chinesisch lernen – Lektion 1: Vorüberlegungen

China in der deutschen Schulbildung – die Herausforderungen

Warum ist das Chinawissen an Deutschlands Schulen nach wie vor so begrenzt? Was muss getan werden, um die Situation zu verändern?

Mangelnde Lehrkräfte und Materialien

Eine zentrale Herausforderung stellt der Mangel an qualifizierten Lehrkräften dar. Nur wenige deutsche Lehrer:innen verfügen über fundierte Kenntnisse zu China, die über Grundwissen hinausgehen. Schulbuchautor:innen greifen oft auf dieselben wenigen deutschsprachigen Quellen zurück.

Dadurch können leicht einseitige Perspektiven entstehen. Aktuelle Forschungsdebatten finden selten Eingang in die Lernmaterialien, und die Beschaffung geeigneter historischer Quellen gestaltet sich schwierig.

Strukturelle Defizite in den Lehrplänen

Die Behandlung Chinas in verschiedenen Fächern erfolgt meist ohne erkennbaren roten Faden. Während im Geschichtsunterricht vielleicht der Boxeraufstand behandelt wird, fehlt im Politikunterricht häufig die Auseinandersetzung mit dem aktuellen politischen System.

Im Wirtschaftsunterricht wird China als Handelspartner erwähnt, ohne dass Schüler:innen ein tieferes Verständnis für die gesellschaftlichen und kulturellen Hintergründe entwickeln können.

Ungleiche Verteilung zwischen Bundesländern

Die Unterschiede zwischen den Bundesländern sind erheblich. In Nordrhein-Westfalen, Berlin, Bayern und Baden-Württemberg gibt es die meisten Schulen mit Chinesisch als Unterrichtsfach.

In anderen Ländern wird Chinesisch ausschließlich als Arbeitsgemeinschaft angeboten. Diese Ungleichheit führt dazu, dass der Zugang zu fundiertem Wissen über China vom Wohnort abhängt, was alles andere als ideal ist.

Vergleich der Lernenden je nach Sprache

Land Anzahl Chinesischlernende Verpflichtende Lehrplaninhalte
Deutschland ca. 5.000 nur in einzelnen Bundesländern
Frankreich ca. 38.000 stärker etabliert
Großbritannien ca. 8.000–10.000 zunehmend ausgebaut

China in der deutschen Schulbildung – Perspektiven

Um die Lücke zu schließen, bedarf es mehrerer koordinierter Maßnahmen. Zunächst sollten Fortbildungsangebote für Lehrkräfte ausgebaut werden, die nicht nur Sprachkenntnisse vermitteln, sondern auch kulturelle und historische Kontexte erschließen.

Digitale Lernplattformen könnten dabei helfen, aktuelle Materialien bereitzustellen und den Austausch zwischen Schulen zu fördern.

Wichtige Ansatzpunkte umfassen:

  • Entwicklung standardisierter Lehrpläne für alle Bundesländer mit verpflichtenden China-Modulen in Geschichte, Geografie und Politik
  • Förderung von Schulpartnerschaften mit chinesischen Bildungseinrichtungen für authentische Einblicke
  • Bereitstellung mehrsprachiger Quellenmaterialien, die verschiedene Perspektiven abbilden
  • Integration zeitgenössischer Themen wie Technologie, Umweltpolitik und soziale Entwicklungen

Besonders vielversprechend erscheinen fächerübergreifende Projektwochen, in denen Schüler:innen China aus verschiedenen Blickwinkeln kennenlernen können. Solche Formate ermöglichen es, stereotype Vorstellungen aufzubrechen und ein differenziertes Bild zu entwickeln.

Projekte wie China in der deutschen Schulbildung weiterzuentwickeln, bleibt eine zentrale Aufgabe. Die China-Schul-Akademie an der Universität Heidelberg entwickelt bereits entsprechende Materialien und Fortbildungen, doch die Reichweite bleibt begrenzt.

Vorbild FH Kiel – so lässt sich als Hochschule China-Kompetenz stärken

China in der deutschen Schulbildung – Fazit

China in der deutschen Schulbildung bleibt ein Randthema, obwohl die Bedeutung des Landes kontinuierlich wächst. Die geringe Anzahl an Chinesischlernenden und die fragmentierte Behandlung in den Lehrplänen stehen im Widerspruch zur geopolitischen und wirtschaftlichen Realität.

Deutschland benötigt mehr Menschen mit fundierter China-Kompetenz, um in Zukunft handlungsfähig zu bleiben. Dies erfordert systematische Investitionen in Lehrerbildung, Unterrichtsmaterialien und strukturelle Verankerung in den Curricula aller Bundesländer.

FAQs zu China in der deutschen Schulbildung

Warum lernen so wenige deutsche Schüler:innen Chinesisch?
Die geringe Zahl von etwa 5.000 Lernenden bundesweit hat mehrere Ursachen. Die chinesische Sprache gilt als besonders schwierig, es fehlt an qualifizierten Lehrkräften, und viele Schulen bieten Chinesisch gar nicht erst an. Zudem konkurriert das Fach mit etablierten Sprachen wie Französisch oder Spanisch, die traditionell einen festen Platz im deutschen Schulsystem haben.

In welchen Fächern wird China hauptsächlich behandelt?
China taucht vorwiegend in Geschichte, Geografie und Politik auf, meist jedoch nur als Teilaspekt größerer Themenblöcke. Im Geschichtsunterricht etwa im Kontext der Kolonialgeschichte oder der kommunistischen Bewegungen, in der Geografie bei Themen wie Bevölkerungsentwicklung oder wirtschaftlichem Wachstum. Eine systematische, fächerübergreifende Behandlung fehlt an den meisten Schulen.

Gibt es Unterschiede zwischen den Bundesländern?
Ja, erhebliche. Während Baden-Württemberg seit 2020 chinesische Geschichte verpflichtend in Klasse 10 unterrichtet, bleibt das Thema in vielen anderen Bundesländern optional. Auch beim Chinesischunterricht zeigen sich große Unterschiede: Nordrhein-Westfalen, Berlin, Bayern und Baden-Württemberg führen, während in anderen Ländern kaum Angebote existieren. Diese Ungleichheit führt zu sehr unterschiedlichen Bildungsvoraussetzungen.

Artikelbild: Unsplash; Keywords: China in der deutschen Schulbildung