Die treuen ICC-Leser erinnern sich noch an den Face Jobber-Bericht auf diesem Blog. Darin beschrieb Christian W.* seine Gelegenheitsarbeit als weißer Statist oder Schauspieler in Chinas Geschäftswelt. Er hat seitdem viele weitere Erfahrungen gesammelt, in diesem Beitrag gibt er Einblicke in Trinkrituale und Geheimtipps zur Vermeidung eines unnötigen Rausches in China.
Wird in China zum Essen eingeladen, gibt es meistens auch Alkohol dazu. Im Zuge der Kampagne zur Korruptionsbekämpfung sind die Bankette zwar etwas weniger verschwenderisch geworden, doch ein guter Tropfen darf weiterhin nicht fehlen. Neben chinesischem Schnaps und Bier wird in China auch Wein immer beliebter. Je nach Anlass stoßen alle in der Runde im Laufe des Essens einmal miteinander an. In der Regel steht der Rangniedere oder Jüngere dafür auf und „besucht“ den Höhergestellten oder Älteren an dessem Platz, um mit ihm anzustoßen. Das berühmte Ganbei 干杯 (wörtlich „Trocken leeren“) sollte mit Vorsicht genossen werden, lädt es doch zum auf ex-Trinken ein. Abhängig von den Teilnehmern eines Bankettes kommt es so oder so schnell zum Wettkampf darüber, wer am meisten verträgt. Hier folgen einige Tipps von Christian W., um nicht zu schnell unter dem Tisch zu landen:
Tipps und Tricks, um in China nicht zu viel zu trinken
Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, während eines Geschäftsessens in China zu tricksen. Die wichtigste Regel ist dabei: Lass dich nicht erwischen! Wer beim Schummeln entdeckt wird, muss mehrere Gläser auf einmal trinken oder kommt in noch größere Schwierigkeiten.
Heimliches Ausspucken oder Wegschütten
Die üblichste Methode des Schummelns besteht darin, den Alkohol nicht herunterzuschlucken, sondern ihn in ein Glas oder eine Suppenschale zu spucken. Falls weder Getränk noch Schale verfügbar sind, kann man ihn auch in ein dickes Taschentusch spucken. Diese Methode ist vermutlich am sichersten, weil kaum jemand prüfen wird, ob sich in der Suppenschale nun auch Alkohol befindet. Falls nur eine begrenzte Menge an Alkohol bereitsteht, dann kann man gelegentlich das Glas auf dem (Teppich-)Boden ausschütten und wieder nachfüllen. Dadurch lässt sich die Alkoholmenge im Raum Schritt für Schritt verringern. Dabei ist es natürlich unerlässlich, den richtigen Moment zum Ausschütten zu finden.
Alkohol mit Wasser mischen oder ersetzen
Eine weitere sehr effektive, aber auch riskante Methode besteht darin, Alkohol durch Wasser zu ersetzen, was insbesondere beim hellen chinesischen Schnaps möglich ist. Wer diese Karte spielen will, sollte möglichst früh damit anfangen, weil keiner damit rechnet, dass man schummelt, während alle noch nüchtern sind. Zudem gibt es gerade am Anfang viele Möglichkeiten, Alkohol mit Wasser zu mischen oder auszutauschen, da noch nicht alle angekommen sind oder Platz genommen haben. Jedoch: Anders als bei den zuerst genannten Methoden gibt es bei dieser keine gute Ausrede, wenn man erwischt wird. Ausspucken oder Verschütten kann noch als Unfall ausgegeben werden, Mischen oder Ersetzen des Alkohols aber nicht. Wird man ertappt, kann man nur noch hoffen, dass jemand anderes im Raum die Schuld auf sich nimmt. Ohnehin hilft es sehr, wenn man jemanden auf seiner Seite hat, um den Alkoholkonsum zu reduzieren.
Wunschalkohol und Niedrigprozentiges trinken
Wer aufs Mogeln verzichten will, sollte von Beginn an versuchen, den eigenen Lieblingsalkohol auf den Tisch zu bekommen. Wenn man Glück hat, wird sogar nur dieses Getränk serviert. Alkohol ist natürlich auch in China nicht gleich Alkohol – und hat dementsprechend unterschiedliche Wirkungen. Der in China verbreitete weiße Schnaps (baijiu 白酒) bringt für Chinesen Heimvorteile mit sich, andere Getränke sind wieder für Ausländer bekömmlicher. Als Deutscher bin ich Biertrinker und normalerweise gewinne ich jeden Trinkwettkampf, wenn wirklich nur Bier aufgetischt wird. Chinesisches Bier ist meist auch noch etwas dünner als das deutsche. Darüber hinaus vermeide ich es damit, verschiedene alkoholische Getränke an einem Abend zu mischen. Stattdessen lasse ich die chinesischen Kollegen den Alkohol durcheinander trinken. Das zeigt dann schnell seine Wirkung.
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* Der Autor ist der Redaktion bekannt, der Name geändert. Die Einschätzungen dieses Artikels entstammen nicht der ICC-Redaktion. Alkohol sollte verantwortungsvoll konsumiert werden.
Trink-Tipps für China: ein Profi packt aus
Heinz meint
Noch zwei Tipps: Die Chinesen nennen ja ihren Schnaps White wine, ich sage dann immer, ich möchte gerne richtigen Wein trinken und meistens kaufen die Chinesen dann einige Flaschen Yellow Wine, was in etwa dem portugiesischen Sherry entspricht und nicht so stark ist. Außerdem ist bei den meisten Essen ein fürchterliches Gewusel und Aufstehen und Setzen…ich schiebe dann unauffällig mein volles Schnapsglas dem Nachbarn zu. Und einer meiner deutschen Expats hat mir erklärt, er macht den Chinesen immer klar, dass er nicht mit jedem einzeln anstößt, sondern wenn dann schon zusammen mit der komplettten Runde. Ansonsten stimmt das so mit den Trinkgewohnheiten…aber Vorsicht, wenn ein Glas umgekippt ist, wird gleich nachgefüllt. Ich halte es immer so, einen Becher mit Tee zu füllen, den es ja immer dazu gibt. Den trinke ich gleich aus, fast leer, und setze ihn dann mit einem kräftigen Schluck Schnaps im Mund an und spüle den Schnaps dort hinein, Alternative….mit vollem Mund schnell zur Toilette rennen und sich dort entledigen. Aber machen Sie doch einfach Ihren Gastgebern klar, dass Reisschnaps nichst für Ihren Gaumen ist, das ist am einfachsten. Oder bringen Sie gleich eine Flasche Rotwein mit, was in vielen Lokalen erlaubt ist und die Chinesen ja auch oft selbst machen.
inter:culture:capital meint
Vielen Dank für die guten Ergänzungen!
Ede meint
Vier chinesische Kollegen wollten mich beim allerersten gemeinsamen Essen herausfordern. Glücklicherweise mit Bier (davon vertrage ich einiges). Ich hatte es recht gut überstanden- und auf dem gemeinsamen Fußmarsch zurück ins Hotel kamen wir an einem 7/11 vorbei… dort habe ich dann rotzfrech noch 5 Dosen TsingTao für uns gekauft…
Bei den darauffolgenden Essen kam niemand mehr auf die Idee, den Laowai herauszufordern 😉