Deutschland und China sind einander wichtige Handelspartner und tauschen sich auf verschiedenen Ebenen sehr rege aus. Zahlreiche Kooperationen bestehen zum Beispiel auch im Sport und im Bildungssektor. Dennoch kommt es immer wieder zu kulturbedingten Missverständnissen. Diese neue Reihe gibt interkulturellen Aufschluss für erfolgreiche Kooperationen.
Vergleicht man die traditionellen Kommunikationsweisen zwischen Ost und West, müsste es täglich zu Konflikten in der Zusammenarbeit kommen. Gerade zwischen Deutschland und China gibt es große Unterschiede in der Ausdrucksweise. Deutsche Kommunikation gilt als besonders direkt, während in der chinesischen Kultur kritische Aussagen mitunter über einige Umwege vermittelt – und auch verstanden werden. Speziell in der Geschäftswelt ist der Aufbau von Vertrauen zentral.
Vertrauen in China und Deutschland im Vergleich
Die interkulturelle Wissenschaftlerin Erin Meyer hat verschiedene Kulturmodelle als Grundlage genommen, um aktuelle Kultur- und Kommunikationsunterschiede besser verstehen zu können. Sie unterteilt unter anderem zwischen verschiedenen Ansätzen, die sich bei der Vertrauensbildung beobachten lassen. Auch hier finden sich große Unterschiede zwischen Deutschland und China.
Deutsches Vertrauen – erst die Arbeit…
In Kulturen wie der deutschen wird Vertrauen eher über gemeinsame Aktivitäten aufgebaut. Ein Vertrauensverhältnis ist zwar wünschenswert, aber nicht zwingend notwendig, um eine Geschäftsbeziehung aufzubauen. Hier setzen viele Geschäftsleute in Deutschland erst einmal auf gute Verträge und im schlimmsten Fall auf rechtliche Lösungswege. Vertrauen entsteht dann häufig im Laufe einer Zusammenarbeit.
Wer sich innerhalb der Kooperation als verlässlich erweist, erhält mehr und mehr Vertrauen, das natürlich auch das künftige Miteinander vereinfacht. Grundsätzlich können Kooperationspartner aber relativ spontan gewählt werden und je nach Projekt und Bedarf wechseln. In China steht häufig zu Beginn nicht die Projekt-, sondern die Beziehungsebene im Vordergrund.
Chinesisches Vertrauen – erst die Beziehung…
China gehört zu den Ländern, in denen zumindest traditionell vor einer Zusammenarbeit eine persönliche Beziehung aufgebaut werden sollte. Dies kann durch Berührungspunkte wie einen gemeinsamen Bekannten oder Heimatort vereinfacht werden. Falls solche Gemeinsamkeiten fehlen, setzen Menschen in derartigen Vertrauenskulturen auf einen langfristigen Beziehungsaufbau. Dieser beruht anfangs auf einem persönlichen Austausch, etwa bei informellen Treffen wie gemütlichen Abendessen.
In Saudi-Arabien, Brasilien, Russland und eben auch China hoffen Geschäftsleute, das Gegenüber über Socialising besser verstehen und vielleicht sogar durchschauen zu können. Das idealerweise entstehende Vertrauen ist dann die Basis für gemeinsame Projekte. Kommt es zu Konflikten, wird oft zuerst versucht, diese über die Beziehungsebene zu lösen. Beispielsweise werden Mediatoren eingeschaltet, rechtliche Schritte sind hier teilweise verpönt.
Vertrauenskultur im Wandel
Natürlich ändern sich tradierte Verhaltensweisen im Zuge der Globalisierung. In China haben sich viele Wirtschaftsakteure der geschäftlichen Schnelllebigkeit angepasst, gerade in den ökonomisch hochentwickelten Regionen des Landes. Dennoch empfiehlt es sich, die kulturunterschiedliche Vertrauensbildung im Hinterkopf zu behalten.
Nicht wenige Geschäftsleute aus Deutschland unterschätzen den sozialen Faktor im Austausch mit China. Manche wundern sich, warum sie in bestimmten Situationen keine Antworten oder Reaktionen erhalten. Nicht selten liegt dies schlichtweg daran, dass sie noch keine belastbare Beziehung zu ihren chinesischen Ansprechpartnern aufgebaut haben.
Welche Erfahrungen haben Sie beim Vertrauensaufbau gemacht? Wir freuen uns über einen Kommentar von Ihnen.
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