Nach einer langen Corona-Durststrecke zieht der chinesische Reisemarkt wieder kräftig an. Was wir 2025 sehen, ist allerdings kein einfaches Zurück zum Alten, sondern ein faszinierendes „New Normal“. Wir schauen uns in diesem Artikel chinesisches Reiseverhalten 2025 genauer an – so bereisen Chinesen ab jetzt die Welt.
Mit 167,7 Milliarden US-Dollar in diesem Jahr und einer prognostizierten Steigerung auf 419,2 Milliarden US-Dollar bis 2035 bleibt das Reich der Mitte ein Schwergewicht im globalen Reisegeschäft. Dabei verabschieden sich chinesische Reisende in Scharen vom traditionellen Gruppenreise-Modell.
Der typische Anblick eines Busses, aus dem 50 Chinesen mit Kamera und Sonnenbrille steigen, wird zunehmend seltener. Die junge Generation Z bricht mit alten Mustern und definiert neu, was eine gelungene Reise ausmacht. Gleichzeitig mischen immer mehr reiselustige Senioren den Markt auf – mit ganz eigenen Vorstellungen davon, wie der perfekte Urlaub aussehen sollte.
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Chinesisches Reiseverhalten 2025 – Zahlen und Veränderungen
Blicken wir auf die eindeutigen Zahlen: Der chinesische Ausreisetourismus schwingt sich 2025 auf stolze 167,7 Milliarden Dollar. Vergleicht man das mit den düsteren Corona-Jahren, ein beachtlicher Sprung. Die Prognose für 2035? Sage und schreibe 419,2 Milliarden sollen dann möglich – das entspricht einer jährlichen Wachstumsrate von 9,6%.
Spannend dabei ist auch, dass trotz großer Ausgabebereitschaft chinesische Reisende ein wachsames Auge auf ihr Budget behalten. Über 70% der Reisebüros im Land sind dennoch überzeugt, dass der wirtschaftliche Aufschwung das Reisefieber weiter anfeuern wird. Preisbewusstsein ist also vorhanden – Geiz aber eher nicht.
Viele alte Gewohnheiten auf dem Abstellgleis
Der auffälligste Wandel? Die klassische Busreise mit Megaphon-bewaffnetem Reiseleiter hat ausgedient. Stattdessen sind individuelle Abenteuer:innen, Naturerlebnisse und kulturelle Entdeckungsreisen angesagt. Die neue chinesische Reisephilosophie: Nicht mehr nur sehen und fotografieren, sondern erleben und eintauchen.
Wenn Frau Liu aus Peking oder Herr Zhang Sichuan heute verreisen, wollen sie mehr als nur die „Top 10 Sehenswürdigkeiten“ abhaken. Sie suchen nach authentischen Begegnungen, wollen lokale Küche probieren (nicht nur in China-Restaurants essen) und kulturelle Einblicke gewinnen, die über das Offensichtliche hinausgehen.
Dieser Wandel schafft völlig neue Chancen für Destinationen, die mehr bieten können als nur die üblichen Postkartenmotive. Zugleich müssen sich aber auch einige Tourismusfirmen von veralteten Illusionen verabschieden – ganz so leicht lassen sich Reisende aus China nicht mehr überzeugen.
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Wohin zieht es die chinesischen Entdecker jetzt?
Japan hat die Nase vorn – mit fast einer Million chinesischer Besucher:innen allein im Januar 2025. Das ist ein Viertel aller ausländischen Gäste im Land der aufgehenden Sonne. Erstmals seit Jahren überholen chinesische Tourist:innen damit sogar ihre südkoreanischen Nachbarn auf der Beliebtheitsskala.
Südostasien bleibt ein Dauerbrenner – kein Wunder, bei der Nähe und den freundlichen Visa-Regelungen. Die relativ kurzen Flugzeiten und attraktiven Preise machen Thailand, Singapur und Co. zu idealen Zielen für Kurztrips wie auch längere Aufenthalte.
Europäische Destinationen müssen sich im Vergleich deutlich mehr ins Zeug legen, um chinesische Gäste anzulocken. Reisende aus China hingegen in einem Hotel wie dem One&Only Royal Mirage im Nahen oder Mittleren Osten anzutreffen, wird etwas hingegen wahrscheinlicher, wie aus folgendem Ranking hervorgeht.
Top-Reiseziele für chinesische Touristen 2025
- Japan (beliebtestes Reiseziel mit 980.300 Besuchern allein im Januar 2025)
- Thailand (bevorzugt wegen Nähe, Erschwinglichkeit und visafreundlicher Politik)
- Südkorea (besonders beliebt bei der jüngeren Generation)
- Singapur (geschätzt für Sicherheit und moderne Infrastruktur)
- Malaysia (attraktiv durch das günstige Preis-Leistungs-Verhältnis)
- Frankreich (beliebtestes europäisches Ziel, besonders Paris)
- Italien (geschätzt für Kultur, Geschichte und Gastronomie)
- Spanien (zunehmend populär für chinesische Touristen)
- Australien (beliebt für Naturerlebnisse und Bildungsreisen)
- Vereinigte Arabische Emirate (wachsende Beliebtheit durch Luxus-Shopping)
Deutschland ist nach wie vor beliebt, wird aber eher auf einer Route „mitgenommen“, die ohnehin durch Europa führt. Schwierigkeiten bei der Visavergabe und negative Schlagzeilen in chinesischen Medien haben Deutschland als Standort zudem etwas belastet.
Chinesisches Reiseverhalten 2025 – neue Trends im Markt
„Slow Travel“ erobert die Herzen chinesischer Reisender. Statt im Eiltempo durch halb Europa zu hetzen, mieten sich immer mehr für eine längere Zeit an einem Ort ein. Ein Apartment in Florenz für zwei Wochen? Ein Landhaus in der Provence für einen Monat? Was früher undenkbar schien, wird zum neuen Normal.
Klassische Reisebüros verlieren an Boden, während soziale Plattformen boomen. Warum einem fremden Reiseführer vertrauen, wenn man auf Xiaohongshu oder Douyin authentische Erfahrungsberichte von Landsleuten findet? Die glaubwürdigste Empfehlung für ein verstecktes Café in Paris kommt nicht mehr vom Reiseveranstalter, sondern vom Kollegen Wu aus Tianjin, der letzten Monat dort war.
Umweltbewusstsein ist kein westliches Monopol mehr. Die strengeren Umweltgesetze in China selbst haben ein neues ökologisches Bewusstsein geschaffen, das chinesische Tourist:innen nun auch auf Reisen mitnehmen. Hotels und Resorts, die nicht mindestens ein grundlegendes Nachhaltigkeitskonzept vorweisen können, werden es zunehmend schwer haben, chinesische Gäste zu gewinnen.
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Fazit: Chinesisches Reiseverhalten 2025 bis 2030
Bis 2028 werden chinesische Urlauber:innen voraussichtlich 200 Millionen internationale Reisen pro Jahr unternehmen. Das ist keine kleine Randnotiz im globalen Tourismus, sondern eine prägende Kraft, die ganze Märkte umgestalten wird.
2025 markiert dabei einen echten Wendepunkt. Die chinesische Reisewelt definiert sich neu: durch starkes Wachstum, die zunehmende Bedeutung der Silbergeneration, ein gesteigertes Umweltbewusstsein und die digitale Revolution des Reiseerlebnisses.
Während sich die Branche neu ausrichtet, werden jene Anbieter florieren, die diese Veränderungen nicht nur beobachten, sondern aktiv mitgestalten. Chinesische Tourist:innen von morgen ist nicht einfach nur ein Gast mit dickem Portemonnaie – er ist ein anspruchsvoller Entdecker, der die Welt mit neuen Augen sieht und erlebt.
Artikelbild: Unplash / Macao Photography
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