Von ICC-Redakteur Patrick Müsker
Seit einiger Zeit kaufen Chinesinnen und Chinesen ihre Luxusartikel verstärkt im Ausland, ohne selbst ihr Land verlassen zu müssen oder einen offiziellen Online-Shop zu nutzen. Stattdessen wird mit der Hilfe von sogenannten Daigou eingekauft. Wir geben einen Überblick des aktuellen Shopping-Trends.
Daigou – die sichere Art, im Ausland zu shoppen?
Laut der Internetseite Jing Daily, die sich auf Trends von Luxusgütern in China konzentriert, stellen Daigou einen grauen Markt dar. Daigou 代购 oder auch Waihai Daigou 外海代购 heißt übersetzt „Auftragseinkauf [im Ausland]“ und bezeichnet insbesondere die Personen, die beauftragt werden, in Übersee einzukaufen. Die chinesische Einkäufer und Auftraggeber heißen Haitao 海淘. Der Grund, Luxusartikel mit Hilfe der Daigou im Ausland zu kaufen, ist einfach. Der Kunde möchte sich davor schützen, billige chinesische Imitate angedreht zu bekommen. Hinzu kommt, dass der Erwerb im Ausland steuerbedingt weiterhin günstiger ist, als die Ware in der Heimat zu kaufen. Chinesinnen und Chinesen bekomme also nicht nur (fast) garantiert ein Originalprodukt, sondern dieses auch noch vergünstigt. Der Seite Jing Daily zufolge sind die offiziell importierten Produkte aufgrund von Steuern und Transportkosten 30 bis 80 Prozent teurer. Laut Bloomberg gehören zu den beliebtesten Marken Produkte von Burberry, Chanel, Lousi Vuitton, Prada und Dior.
Wer ist als Daigou tätig?
Die beauftragten Daigou sind in der Regel persönliche Freunde oder Freunde von Freunden, die ihre Dienste meist durch Mundpropaganda verbreiten. Es sind chinesische Auslandsstudenten, die sich auf diese Art und Weise neben dem Studium leichtes Geld verdienen wollen. Damit Freunde und Verwandte neben gewünschten Produkten noch weitere Artikel einsehen können, erstellen die Studenten dazu Online-Marktplätze auf Internetportalen wie Taobao 淘宝 oder WeChat 微信. Die Onlineshops auf WeChat werden auch Weidian 微店 genannt, was Microshop oder Miniladen bedeutet.
Professionalisierung der Daigou-Tätigkeit
Neben der eher hobbymäßigen Dienstleistung gibt es allerdings auch ein wachsendes professionelles Daigou-Angebot. So bieten chinesische Online-Seiten ganz offiziell an, Daigous im Ausland zu beauftragen, die gewünschten Artikel für den Kunden zu erwerben. Das Prinzip funktioniert aber auch andersherum. So machen viele Übersee-Chinesen Gebrauch von chinesischen Daigou-Internetseiten, um chinesische Produkte aus der Heimat zu erwerben. Laut eGarden, einer chinesische Internetseite rund um Fashion-Tipps und Online-Shopping, gehören zu diesen beliebtesten Daigou-Internetseiten folgende Protale: 1. 65daigou.com, 2. Stylegou.com, 3.Wiwaa.com, 4. 007daigou.com und 5. 51daigou.com.
Legalität der Daigou-Tätigkeit
Das Geschäft als Daigou ist so lange legal, wie die Zollbestimmungen berücksichtigt werden. Der Daigou-Markt hat im Jahr 2013 einen Gesamtwert von 12 Milliarden US-Dollar betragen und alleine zwischen China und Hongkong sind schätzungsweise 20.000 Daigou tätig, so die Schätzung der Internetseite Business of Fashion. Allerdings wurden 2013 knapp auch über 1.000 Zwischenhändler verhaftet, da viele die Steuern durch geringe Warenwertangaben bei der Zollerklärung umgehen wollen. Werden zu importierende Mengen also regelgerecht verzollt und Bestimmungen eingehalten, lässt sich neben nach wie vor gutes und legales Geld verdienen.
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