Berlin ist voller Chinesen? So scheint es gelegentlich. Welche Rolle spielen Gäste aus China für den Tourismus in Berlin und Brandenburg? Das ICC-Portal hat dazu im August und September 2014 knapp 70 Hoteliers aus der Region befragt. Werden Chinesen auf Chinesisch angesprochen und lässt sich ein besonderes Buchungs- und Aufenthaltsverhalten dieser Touristen beobachten?
Insgesamt nahmen 68 Hoteliers an der Umfrage über asiatische und speziell chinesische Touristen in der Hauptstadtregion teil. Der gute Rücklauf zeugt vom wachsenden Interesse an der Thematik, das sich auch in den Anfragen in deutschen Suchmaschinen widerspiegelt. Doch wie gut sind die deutschen Hotelbetreiber wirklich auf den Besuch aus Asien eingestellt?
Website, Broschüren und Service auf Chinesisch
Nur ein sehr kleiner Teil, insgesamt sechs der Befragten, bietet bisher eine Internetseite auf Chinesisch oder Japanisch an. Lediglich einer der Hoteliers gab an, im Hotel Informationsmaterial oder Service in einer asiatischen Sprache anzubieten. Hier ist fraglos noch Nachholbedarf, da dies einer der größten Wünsche chinesischer Gäste ist, wie eine frühere Erhebung von Hotels.com gezeigt hat. Von 3.000 Befragten wünschten sich darin 88 Prozent chinesischsprachige Internetseiten, Zeitungen, TV-Programme etc. Knapp die Hälfte bat zudem um Chinesisch sprechendes Personal im Hotel.
Anstieg chinesischer Besucher in Berlin und Brandenburg
Scherzhaft heißt es gelegentlich, die „Chinesen sind die neuen Japaner des Tourismus“. Tatsächlich sind die Zahlen des Incoming-Tourismus aus dem Reich der Mitte sehr beeindruckend. Stolze 97 Millionen Chinesen sind im Jahr 2013 ins Ausland gereist, 1,7 Millionen davon haben Deutschland besucht. Schätzungen zufolge soll die Zahl der chinesischen Touristen in Europa bis 2017 auf 7,4 Millionen steigen, wobei Deutschland zu den Lieblingszielen gehört. Wie sieht die Entwicklung in Berlin und Brandenburg aus? Die aktuelle ICC-Umfrage bestätigt den Trend eindeutig. Mehr als die Hälfte der befragten Hoteliers hat in den letzten Jahren eine Anstieg an chinesischen Hotelgästen vermerkt. Gut ein Viertel der Befragten nannte einen Zuwachs von 2 bis 5 Prozent, acht der Hoteliers konnten sogar einen Anstieg von über zehn Prozent vorweisen.
Buchungen chinesischer Touristen: Booking.com
Als häufigste Buchungen wurden solche über die Online-Portale wie Booking.com und IHG angeführt. Auf dem zweiten Platz standen nationale oder internationale Reisebüros und Agenturen. Knapp gefolgt wurden diese von Direktbuchung chinesischer Firmen und Privatkunden. In Bezug auf die Direktbuchungen ist nochmals auf die Wichtigkeit chinesischsprachiger Internetseiten hinzuweisen. Viele Chinesen sind an ihre Suchmaschinen aus der Heimat (v.a. Baidu) gewohnt, die chinesische Internetseiten schlichtweg bevorzugen.
Verhalten und Vorlieben chinesischer Gäste
Wodurch fallen chinesische Hotelgäste in Berlin und Brandenburg auf? Zuerst wurde hier, wie auch in anderen deutschen Bundesländern, das besondere Frühstücksverhalten der Gäste aus China genannt. Diese sind beispielsweise warme Speisen am Morgen gewöhnt – traditionell werden in China drei warme Mahlzeiten pro Tag gereicht. Chinesische Touristen im Ausland sind zwar experimentierfreudig, doch ab und an muss auch das Altbewährte auf dem Tisch steht.
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Die Hoteliers aus Berlin und Brandenburg erklärten weiterhin, dass einige der Touristen aus China wenig Englisch verstünden. Zugleich hätten sie viele Fragen und ein starkes Informationsbedürfnis. Hinsichtlich größerer Gruppen ist es darüber hinaus gut zu wissen, dass diese am Abend gerne etwas Zeit zusammen verbringen, weshalb mitunter eines der Doppelzimmer zum Gruppenraum umgestaltet wird. Seltener werden auch zwei gegenüberliegende Zimmer durch geöffnete Türen miteinander verbunden, was für westliche Hotelgäste etwas unangebracht erscheinen mag.
Tipps für die Betreuung asiatischer Hotelgäste
Generell ist es wichtig, dass durchgehend heißes Wasser für Tee oder Fertigsuppen anzubieten. In China gibt es vielerorts öffentliche Kocher mit kostenlosem Heißwasser zum Trinken. Chinesen haben oft eine eigene kleine Thermos- oder Glaskanne dabei, um den eigenen Tee zu genießen. Wenn im deutschen Hotel guter (!) Tee aus China bereitsteht, ist das natürlich umso besser. Im Servicekontext wird zudem immer wieder betont, sehr höfliche, aufmerksame und dienstbeflissene Mitarbeiter einzusetzen.
Wer häufiger in China unterwegs ist, weiß, dass in Hotels und Restaurants der höheren Preiskategorien das Personal eine an Unterwürfigkeit grenzende Höflichkeit pflegen kann. Dies interpretieren manche als Erbe aus dem chinesischen Kaiserreich, in dem Dienst noch im Sinne von Dienen umgesetzt wurde. In jedem Fall kann es nicht Schaden, den chinesischen Hotelgästen besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Dazu gehört beispielsweise auch zu wissen, mit welchen Shopping-Gewohnheiten die Chinesen anreisen.
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