Was für Chancen ergeben sich durch den E-Commerce in China für deutsche Anbieter? Welche Trends prägen den aktuellen Online-Handel im Reich der Mitte? Diesen Fragen ging das „BWA Business Forum China – E-Commerce“ im Rahmen der elften Asien-Pazifik Wochen in Berlin nach. Wir fassen als offizieller Medienpartner die wichtigsten Ergebnisse zusammen.
Die Organisatorin Yan Slabke-Sun von code – business communication & development führte fachkundig durch die Veranstaltung. Den Startschuss gaben Grußworte von der chinesischen Botschaft, vom Bundesverband für Wirtschaftsförderung und Außenwirtschaft sowie vom Verein Deutsch-chinesischer Transnationaler E-Commerce begann. Selbst Expertin für E-Commerce und Export nach China, ging Slabke-Sun einführend auf die aktuellen Möglichkeiten für ausländische Akteure im chinesischen Online-Handel ein. Am Beispiel des Anbieters Jingdong (JD.com) beschrieb die Referentin die Vor- und Nachteile der verschiedenen Online-Händler. Im Jahr 2015 war Tmall.com mit Abstand die führende Shopping-Website in China (58%). Auf Platz 2 stand besagter JD.com, auf Platz 3 und 4 schafften es Suning.com und VIP.com.
Holland-at-Home.com als Best practice-Beispiel
Erwartungsgemäß spannend gestalteten sich auch die Beiträge von Lars Heugel. Dieser hat mit seiner niederländischen Frau Chrystal van Goor den grenzüberschreitenden Online-Supermarkt Holland-at-Home.com zu einer Top-Adresse für den Produktversand aus den Niederlanden in die ganze Welt gemacht. Unzählige Chinesen, die online Waren aus den Niederlanden bestellen, sind mittlerweile ebenso Stammkunden und begeistert von der Verlässlichkeit und Schnelligkeit bei Holland at Home. Lars Heugel teilte seinen umfassenden Erfahrungsschatz großzügig mit den Konferenzteilnehmern in Berlin. Angesichts der verbreiteten Begeisterung für Tmall und Co ging er auf einige Hemmnisse der Plattformen speziell für ausländische Händler ein. Beispielsweise sind die Verkaufsbedingungen zwar für chinesische Kunden sehr attraktiv, doch für manche Lieferanten aus dem Ausland nur schwer zu gewährleisten. Mit einem Team vor Ort hat Holland at Home es wie kaum ein anderer schafft, mittels eigener Internetseite und Versandmethode den Großteil des Umsatzes in China zu generieren. In seinen weiteren Ausführungen erläuterte Heugel die seit dem 8. April 2016 geänderten Zollbestimmungen in China. Er stellte zugleich die verschiedenen Logistikwege Postversand, Zolllager (bonded warehouse) und vorverzollter Direktversand vor, um im Einklang mit den neuen Bestimmungen Produkte zum Endkonsumenten versenden zu können. Holland at Home hat hierfür mit seinem chinesischen Logistikpartner das gemeinsame Unternehmen Checkout2China gegründet, das die bewährten Logistiklösungen nun auch als Service für andere Firmen anbietet.
Online-Marketing: Werbung, Suchmaschinenoptimierung und Social Media
Auf die Möglichkeiten der Suchmaschinenwerbung (SEA) in China ging der routinierte Online-Marketer und Konferenz-Mitorganisator Rainer Mattstedt von Charmklick ein. In seinem Vortrag verglich Mattstedt die verschiedenen Marketing-Angebote der größten chinesischen Suchmaschinen und erklärte den mitunter verwirrenden Anmeldeprozess für Unternehmen. Längst hat der einst übermächtige Anbieter Baidu Konkurrenz von jüngeren Suchmaschinen wie 360 SO.com und Sougou bekommen, die je nach Region und Zielgruppe bei der Suchmaschinenwerbung unbedingt zu beachten sind. Grundsätzlich empfiehlt sich die Zusammenarbeit mit chinesischen Muttersprachlern, die mit ihrem Sprachgefühl eine große Hilfe sind. Mattstedt wies außerdem auf die – nicht nur beim China-SEA – üblichen Tücken beim Buchen hin. Hier ist es hilfreich, einen unabhängigen Experten einzubinden, der die Angebote und Realisierung kritisch begleiten kann.
Neben bezahlter Werbung gibt es natürlich weitere und ergänzende Wege der Suchmaschinenoptimierung. Auf technische Aspekte, die beim Hosten einer Internetseite für China positiven Einfluss auf Suchmaschinenergebnisse haben, ging Jonas Polfuß von der China-Kommunikation ein. Er erklärte, dass manch westliches Großunternehmen in China mit einer sehr verbesserungswürdigen Internetseite ins Rennen geht. Wichtig ist es ihm nach, für Backlinks in den zahlreichen Online-Portalen und -Formaten in China zu sorgen, die auf den ersten Blick irrelevant erscheinen, doch die Auffindbarkeit in chinesischen Suchmaschinen deutlich verstärken. In einer Schwerpunkt-Session ging Polfuß zudem auf die Marketing-Macht der chinesischen Social Media ein. Insbesondere WeChat hat sich zum Super-Tool für Online-Marketing entwickelt, da es eine zentrale Rolle im Internet-Alltag chinesischer Konsumenten eingenommen hat und an diesem Punkt direkt potentielle Kunden anspricht. Auch bei WeChat empfiehlt sich ein Mix aus gekauftem und kreativ generiertem Traffic. Beim grenzüberschreitenden Marketing lässt sich gut mit interkulturellem Story Telling arbeiten und das positive Image ausländischer Marken betonen.
E-Commerce China für ausländische Anbieter: ein Ausblick
Wer sich die Prognosen für E-Commerce im Reich der Mitte anschaut, muss einfach ins Schwärmen kommen. Schon im Jahr 2013 konnte China die USA als weltgrößten Markt für E-Commerce ablösen. Für das Jahr 2018 wird im chinesischen E-Commerce ein Umsatz von bis zu 1,6 Billionen US-Dollar erwartet. Für ausländische Akteure wird der Zugang einfacher, doch die Konkurrenz wächst dadurch natürlich mit. Inländische Anbieter haben einen organisatorischen Heimvorteil, während Ausländer immer wieder von neuen Regularien behindert werden. Grundsätzlich sollte man sich in China nicht allzu sehr von den lokalen Plattformen und Kanälen abhängig machen, die gerne hohe Anforderungen stellen und Exklusivität von ausländischen Anbietern verlangen. Darüber hinaus ist es unabdingbar, jede kleinste Entwicklung auf dem chinesischen Markt zu beobachten. Was macht die chinesische Konkurrenz? Welche sozialen Medien sind gerade im Kommen? Wie lassen sich die Distributionskanäle optimieren? Die Antworten hierauf können sich im Falle Chinas schnell verändern. Kein Wunder also, dass die Veranstalter des hier beschriebenen China-Forums schon die nächste Konferenz mit vertiefenden Workshops planen. Als Termin ist der September 2016 angedacht, das ICC-Portal hält Sie gerne auf dem Laufenden.
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