Ein kleines Plüschmonster mit spitzen Zähnen und Hasenohren verändert die globale Wahrnehmung chinesischer Kultur: Labubu erobert Westeuropa und zeigt eindrucksvoll, wie sich Chinas Soft Power durch kommerzielle Erfolge neu definiert. Labubu-Hype – so ändern sich die Ausstrahlungskraft der chinesischen Popkultur.
Von viral gehenden Blind-Box-Verkäufen bis zu Kooperationen mit internationalen Marken demonstriert der Labubu-Hype, dass chinesische Popkultur heute organisch weltweite Faszination auslöst. Lange Warteschlange vor Spielzeugläden, Instagram-Posts von Prominenten wie Rihanna und Lisa von Blackpink und präsent in Millionen von TikTok-Videos?
Dann kann es sich nur um einen aktuellen Hype handeln. Die kleinen Monster namens Labubu haben 2025 eine kulturelle Welle ausgelöst, die weit über China hinausreicht. Das Phänomen markiert einen historischen Wendepunkt in der chinesischen Kulturexportstrategie und zeigt, wie sich die Ausstrahlungskraft der Volksrepublik im 21. Jahrhundert neu gestaltet.
Chinas popkultureller Einfluss weltweit
Chinesische Kulturprodukte erleben derzeit eine bemerkenswerte internationale Renaissance. Während das Land lange Zeit vor allem für seine traditionelle Kultur und Handwerkskunst bekannt war, entstehen heute völlig neue Formen des kulturellen Exports. Das Phänomen zeigt einen interessanten Wandel: organischer kultureller Einfluss durch kommerzielle Innovation und kreative Exzellenz.
Anders als bei früheren Kulturexporten entwickelt sich hier Soft Power durch reine Marktdynamik und Verbraucher:innen-Begeisterung. Unternehmen wie Pop Mart schaffen es, ohne staatliche Förderung oder politische Botschaften internationale Aufmerksamkeit zu gewinnen. Hier entsteht also kultureller Einfluss organisch durch die pure Attraktivität und Qualität eines Produkts.
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Wie der Labubu-Hype die Kulturlandschaft transformiert
Wie der Labubu-Hype die Kulturlandschaft transformiert, lässt sich sehr genau nachvollziehen. Das kann natürlich auch andere Marken strategisch nutzen, um weltweit an Einfluss zu gewinnen.
Von Hongkong nach Beijing
Die Geschichte der Labubu-Figuren beginnt 2015 mit dem in Hongkong lebenden Künstler Kasing Lung, der sich von nordischen Mythen inspirieren ließ und eine ganze Monster-Serie für seine Kinderbuchreihe „The Monsters“ entwickelte. Die weiblichen Elf-Charaktere mit den charakteristischen neun Zähnen und dem breiten Grinsen blieben zunächst ein Nischenerfolg. Erst die Kooperation mit dem Pekinger Unternehmen Pop Mart ab 2019 verwandelte die Kunstfiguren in ein globales Phänomen.
Pop Mart erkannte das Potenzial und entwickelte ein ausgeklügeltes Marketing-Konzept: Die „Blind Box“-Strategie, bei der Käufer:innen nicht wissen, welche Figur sie erhalten werden. Diese Ungewissheit wurde zur sozialen Währung – Fans posten ihre „Pulls“, trauern um Doppelte und tauschen seltene Varianten. Der Labubu-Hype nutzt dabei geschickt psychologische Mechanismen des Sammelns und der Gemeinschaftsbildung.
Prominente als kulturelle Botschafter:innen
Der internationale Durchbruch gelang 2025, als Blackpink-Sängerin Lisa ihre Begeisterung für Labubu öffentlich äußerte. Schnell folgten weitere Prominente wie David Beckham, Dua Lipa und Kim Kardashian. Diese organische Prominenten-Unterstützung unterscheidet sich fundamental von bezahlten Werbekampagnen und verleiht dem Labubu-Hype authentische kulturelle Glaubwürdigkeit.
Bei Auktionen erzielen seltene Labubu-Figuren mittlerweile Rekordpreise – eine lebensgroße Version wurde für umgerechnet 150.000 Euro versteigert. Pop Mart erreichte im ersten Halbjahr 2024 einen Umsatz von 1,8 Milliarden US-Dollar allein mit Labubu-Produkten, wobei 38,9 Prozent der Gesamterlöse bereits aus internationalen Märkten stammen.
Technologie als Erfolgsfaktor
Der Labubu-Hype demonstriert die Macht von Chinas digitalem Ökosystem. Pop Mart nutzt eine Millionen Mitglieder starke Loyalitätscommunity, die bis zu 90 Prozent der Verkäufe generiert. Automatisierte „Robo Shops“ – Verkaufsautomaten für Sammelfiguren – expandieren in 130 internationale Märkte und minimieren dabei Betriebskosten bei maximaler Reichweite.
Die Integration von E-Commerce und sozialen Medien verwandelt Nutzer:innen in Markenbotschafter:innen und erzeugt virale Hits. Diese technologische Infrastruktur, die Unternehmen wie Pop Mart zur Verfügung steht, unterscheidet chinesische Kulturexporte fundamental von traditionellen Ansätzen anderer Länder.
Wirtschaftliche Dimensionen des Erfolgs
Pop Mart plant bis Ende 2025 die Verdopplung seiner US-Läden und strebt an, dass bis 2027 60 Prozent der Erlöse aus Überseemärkten stammen. Das Unternehmen diversifiziert dabei geschickt sein Portfolio: Neben Spielzeugen generiert es Umsätze mit Schmuck, Wohnaccessoires und sogar Themenparks. Der Shanghai Pop Land Park zeigt, wie sich geistiges Eigentum über multiple Berührungspunkte monetarisieren lässt.
Diese Erfolgsgeschichte reiht sich ein in eine breitere Bewegung chinesischer Kulturexporte. Videospiele wie „Black Myth: Wukong“ verkauften 20 Millionen Exemplare im ersten Monat, „Genshin Impact“ generierte zwei Milliarden US-Dollar Umsatz im ersten Jahr. Laut der Beratungsfirma Brand Finance belegt China mittlerweile Platz zwei im globalen Soft-Power-Index und überholte dabei erstmals Großbritannien.
Der Labubu-Hype und ein Blick in die Zukunft
Der Labubu-Hype könnte Vorbote einer neuen Ära chinesischer Kultureinflüsse sein. Anders als frühere staatlich geförderter Kampagnen entsteht hier Soft Power durch kommerzielle Exzellenz und emotionale Anziehungskraft. Für internationale Märkte bedeutet dies eine neue Qualität chinesischer Kulturprodukte.
Die Zeiten billiger Massenware ohne Strategie sind vorbei – stattdessen entstehen emotional aufgeladene Premium-Marken, die globale Trends setzen. Pop Mart investiert bereits in Blockchain-basierte Authentifizierungstechnologien für seltene Sammlerstücke und entwickelt animierte Inhalte sowie interaktive Spielzeuglinien.
Die folgenden Faktoren werden entscheidend für die Nachhaltigkeit des Phänomens sein:
- Kontinuierliche Innovation bei Charakterdesign und Storytelling
- Ausbau der digitalen Infrastruktur für globale Märkte
- Diversifizierung über traditionelle Spielzeugkategorien hinaus
- Aufbau authentischer Fangemeinschaften ohne Überkommerzialisierung
Wie bei jedem Hype zeigen aber auch Ermüdungserscheinungen. Wiederverkaufspreise für Labubu-Sammlerstücke sinken, und Analyst:innen warnen vor einer zu starken Abhängigkeit von einem einzelnen Produkt. Die Herausforderung für Pop Mart liegt darin, kulturelle Relevanz zu bewahren, während der Hype-Zyklus in sozialen Medien immer schneller wird.
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Labubu-Hype und Chinas globaler Einfluss im Fazit
Der Labubu-Hype markiert eine neue Phase chinesischer Kultureinflüsse, die auf ko mmerziellen Erfolg und emotionale Resonanz setzt. Die kleinen Monster demonstrieren, wie chinesische Unternehmen durch innovative Vermarktung, technologische Infrastruktur und geschicktes Community-Management globale Kulturtrends schaffen können.
Die Transformation zeigt sich in konkreten Zahlen: von 810 Millionen US-Dollar Labubu-Umsatz über Chinas Aufstieg auf Platz zwei im globalen Soft-Power-Index bis hin zu 200 geplanten internationalen Pop Mart-Standorten. Diese Entwicklung könnte wegweisend für andere chinesische Kulturunternehmen sein und eine neue Ära der Kulturexporte einläuten, in der authentische Kreativität staatliche Kulturdiplomatie ergänzt oder sogar ersetzt.
Häufig gestellte Fragen zum Labubu-Hype
Was macht Labubu-Figuren so besonders?
Labubu-Figuren kombinieren „ugly-cute“-Ästhetik mit geschicktem Marketing. Die Blind-Box-Strategie erzeugt Sammelleidenschaft, während das charakteristische Design mit spitzen Zähnen und Hasenohren hohen Wiedererkennungswert bietet. Die Ungewissheit beim Kauf wird zur sozialen Währung in Online-Communities.
Wie viel kosten Labubu-Figuren?
Reguläre Labubu-Figuren kosten zwischen 10 und 100 Euro, je nach Größe und Edition. Seltene oder limitierte Versionen erreichen auf Wiederverkaufsmärkten deutlich höhere Preise – eine lebensgroße Figur erzielte bei einer Auktion 150.000 Euro. Die Preisspanne macht Labubu sowohl für Gelegenheitskäufer:innen als auch Sammler:innen interessant.
Warum ist der Labubu-Hype kulturpolitisch bedeutsam?
Labubu demonstriert, wie chinesische Unternehmen ohne politische Botschaften globale Kulturtrends setzen können – ein Ansatz, der als authentischer und nachhaltiger gilt als traditionelle Kulturdiplomatie.
Welche Rolle spielen soziale Medien beim Erfolg?
Soziale Medien sind zentral für den Labubu-Hype. Unboxing-Videos, Celebrity-Posts und Community-Austausch über seltene Funde verstärken die Sammelleidenschaft. Pop Marts digitale Strategie verwandelt Käufer:innen in Markenbotschafter:innen und nutzt die virale Natur sozialer Plattformen für organisches Marketing.
Ist der Hype nachhaltig oder nur ein kurzfristiger Trend?
Experten:innen sind geteilter Meinung. Während Pop Marts diversifizierte Produktstrategie und internationale Expansion für Nachhaltigkeit sprechen, zeigen sinkende Wiederverkaufspreise und Marktübersättigung erste Ermüdungszeichen. Der langfristige Erfolg hängt von kontinuierlicher Innovation und der Fähigkeit ab, neue Charaktere zu etablieren, die ähnliche kulturelle Resonanz erzeugen.
Artikelbild: Unsplash / Long (lTiga) Nguyen; Keywords: Labubu-Hype