Ein interkulturelles Training China für Deutsche bietet die Möglichkeit, sich auf ein Projekt in China oder eine deutsch-chinesische Kooperation vorzubereiten. Realitätsnahe Fallbeispiele und praktische Übungen binden die Trainierten aktiv ein und erleichtern die spätere Umsetzung des Gelernten. In dieser Reihe stellen wir Ihnen einige beispielhafte Übungseinheiten vor.
Als erste Übung bietet sich in einem China-Training eine praktische Einheit an, in der sich die deutsche Gruppe mit den eigenen Werten und Normen auseinandersetzt. Dabei hinterfragen die Trainierten, was sich in der eigenen Kultur gehört, was geschätzt und was weniger willkommen ist. Diese Werte und Verhaltensregeln sind zwar allen bekannt, werden aber nicht mehr bewusst reflektiert, was auch zu Konflikten im interkulturellen Austausch führen kann.
Simulation im Training: Kommunikation und Öffentlichkeit
Sind diese Grundlagen geklärt, können auch anspruchsvollere Themen bearbeitet werden. Die folgende Übungseinheit wurde für ein interkulturelles Training China in einem deutschen Großkonzern entwickelt. Am Training nahmen Nachwuchsexperten der Unternehmenskommunikation teil. Sie kannten sich bestens mit Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit aus, hatten jedoch noch keine umfassende Chinaerfahrung.
Der Gruppe wurde für die Übung erklärt, dass sie als Beratungsfirma für Kommunikation tätig sei und einem potenziellen Kunden ein Konzept zur erfolgreichen Lösung einer Konfliktsituation in China vorlegen müsse. Der Konflikt wurde wie folgt vorgestellt:
Fallbeispiel aus einem China-Training: Harmonie im Wohngebiet
Plastikhersteller Weilinger* lässt seit 2008 in Fabriken im Süden Chinas herstellen und hat bisher nur gute Erfahrungen im Reich der Mitte gemacht. Neuerdings protestiert indes eine Bürgerbewegung, weil der Bau einer neuen Fabrik in der Nähe eines Wohngebiets ansteht. Erste Treffen mit den aufgebrachten Bürgern haben nicht den gewünschten Erfolg erzielt.
Die Fabrik stellt allen Untersuchungen und Erfahrungen nach keinerlei Gefahr dar, doch die chinesischen Anwohner lassen sich nicht beruhigen. Vor allem ärgert die deutsche Geschäftsleitung, dass es vor acht Jahren in Deutschland einen vergleichbaren Konflikt gab, dieser aber gelöst werden konnte und nun Fabrik und Wohngebiet harmonisch koexistieren. Frau Weilinger fragt herum und erhält eine Empfehlung, wer sich um die Konfliktsituation in China kümmern könnte. Kann die Beratungsfirma hier helfen?
Lösungsvorschläge: Konfliktlösung mit chinesischen Vorzeichen
Dieses Fallbeispiel orientiert sich an einem tatsächlichen Ereignis in China. Die Lösungsvorschläge, die in der Gruppe des China-Trainings erarbeitet wurden, waren kreativ und vielversprechend: So wurde empfohlen, dass ein Experte aus Deutschland eingeflogen wird, der die chinesischen Bürger beruhigt. Auch die Lösung, die im tatsächlichen Fall geholfen hat, wurde im Training vorgeschlagen. Es wurden kurzerhand einige chinesische Bürger nach Deutschland eingeladen, um von den deutschen Anwohnern zu erfahren, dass die Fabrik keinen Grund zur Sorge darstelle.
Eine Standardlösung kann es für derartige Situationen selbstverständlich nicht geben. Freilich kann es sich auch nicht jedes Unternehmen leisten, chinesische Delegationen extra nach Deutschland zu fliegen. Die Übung führt jedoch zu einem besseren Verständnis für interkulturelle Konflikte und erschließt Möglichkeiten der dialogischen Konsensfindung.
Haben Sie Interesse an einem interkulturellen Training China mit den Schwerpunkten Konfliktlösung oder Öffentlichkeitsarbeit? Dann kontaktieren Sie uns gerne.
* Dieser Name ist frei erfunden, das Fallbeispiel ist als längere Version erschienen in: “Für China trainieren”, in Wirtschaft + Weiterbildung. Das Magazin für Führung, Personalentwicklung und E-Learning (Haufe), Ausgabe 6, Juni 2013, S. 26-29.
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