Wer sich in kurzer Zeit auf einen längeren Chinaaufenthalt vorbereiten muss, kann von einem interkulturellen Coaching nur profitieren. Anders als ein Gruppenseminar geht die Einzelschulung genau auf die Bedürfnisse des Teilnehmers ein. In dieser Reihe beantworten wir typische Fragen, die im China-Coaching gestellt werden.
Steht der große Schritt an, eine längere Zeit nach China zu gehen, dann ist vieles zu planen und vorzubereiten. Organisatorisch ist vor allem der Umzug zu meistern, das Visum will beantragt werden, die neue Wohnung in China wird nicht immer vom Arbeitgeber bereitgestellt und so weiter. Nicht selten stellen sich auch Fragen der interkulturellen Vorbereitung. Was hat man als Deutscher in China zu erwarten? Ganz konkret wird sich im China-Coaching regelmäßig nach der chinesischen Bewerbungskultur erkundigt. Welche Besonderheiten sind diesbezüglich im Reich der Mitte oder bei chinesischen Arbeitgebern in Europa zu beachten?
Bewerbungskultur in China und Bewerbungen von Chinesen
Durch die Presse sind Meldungen über stark beschönigende oder gefälschte Bewerbungsunterlagen in China gegangen. Was hat es damit auf sich? Verschiedene Studien haben gezeigt, dass im Reich der Mitte Vorsicht bei Bewerbungen geboten ist. Falschaussagen und Übertreibungen sind demnach keine Seltenheit. Gerade in den Sektoren Media, PR und Advertising, so heißt es, werde oft Fragliches in Bewerbungen entdeckt. Lange Zeit konnte man in Peking an jeder Ecke diese Worte hören: „Fapiao, fapiao!“ Dokumentenfälscher boten damit ihre Dienste an. Zu kaufen gab es alles: Führerscheine, Studentenausweise, Universitätszeugnisse etc. Und nicht umsonst gibt es seit 2001 in Peking die Akademische Prüfstelle (APS) von der deutschen Botschaft und dem Deutschen Akademischen Austausch Dienst. Diese Prüfstelle wurde auch deshalb gegründet, weil zu viele gefälschte Dokumente und Bewerbungen verbreitet waren.
Einige Journalisten und Unternehmensvertreter implizieren angesichts dieser Phänomene leider, dass „die“ Chinesen von Natur aus gerne und häufiger fälschten. Dies ist so freilich nicht zu belegen. Dass heutzutage in Bewerbungen schöngefärbt und übertrieben wird, hängt mit dem enormen Druck zusammen, der insbesondere auf den jungen Menschen in China lastet. Das soll natürlich kein illegales Verhalten rechtfertigen. Bisweilen steckt aber gar keine böse Absicht hinter manch scheinbarer Übertreibung. So waren – zumindest bis vor wenigen Jahren – chinesische Absolventen auf dem Papier sehr fremdsprachenbegabt, hatten tatsächlich sehr gute Zeugnisse vorzuweisen. In den Schulen und Universitäten wurde jedoch kaum das gesprochene Wort gelehrt, sodass sich westliche Arbeitgeber in Bewerbungsgesprächen über die schwachen Fähigkeiten trotz bester Noten wunderten.
Ob die Befähigungen auf dem Papier mit der tatsächlichen Eignung übereinstimmen, lässt sich leicht klären, indem immer ein persönliches Gespräch oder ein zusätzlicher Einstufungstest durchgeführt wird. Zahlreiche Universitäten und Unternehmen reisen extra mit Delegationen nach China, um dort die Bewerberinnen und Bewerber kennenzulernen und zu überprüfen.
Der nächste Teil des Artikels gibt Tipps für Deutsche, die sich in China oder bei einem chinesischen Unternehmen in Deutschland bewerben:
Interkulturelles Coaching China: Fragen zu chinesischen Bewerbungen (2)
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