Chinesische Medizin blickt auf eine lange Tradition zurück, in Deutschland ist sie hingegen noch weniger bekannt. In dieser neuen Artikelreihe stellt die renommierte TCM-Fachfrau Sabine Schmitz interessante und wissenswerte Aspekte der chinesischen Medizin vor. Dabei geht es nicht um komplizierte Konzepte, sondern um den Alltagsnutzen chinesischer Medizin, die natürlich auch in Deutschland eine heilende Wirkung erzielen kann. Im ersten Beitrag geht es um eine besondere Form Kräuterpaste, die gāo fāng genannt wird.
Es ist wieder diese Zeit im Jahr, die kühle Jahreszeit, um in China „gāo fāng“ zuzubereiten. Gāo fāng (Chin. 膏方) bedeutet übersetzt Kräuterpaste, wobei man unter „gāo“ so viel wie klebrigen oder cremigen Gelee verstehen kann und unter „fāng“ Rezeptur. Was ist nun also gāo fāng genau?
Bestandteile und Zubereitung der Kräuterpaste gāo fāng
Gāo fāng ist eine Art Kräuterzubereitung bestehend aus circa 30-40 tonisierenden (stärkend, kräftigend) chinesischen Kräutern, die traditionell im Winter über zwei bis vier Monate eingenommen wird. Man kann diese beispielsweise als Sirup, Pudding oder Brotaufstrich einnehmen. Verfeinern kann man sie mit Sesam, Datteln oder auch Lotussamen, je nach Geschmack und Bedarf.
In China ist es klassischerweise so, dass solche Art von Rezepturen von TCM-Ärzten ausgestellt werden, jedoch nie, ohne den genauen aktuellen Zustand des Patienten beurteilt zu haben. Zungen- und Pulsdiagnose gehört natürlich dazu. Erst danach wird eine einzigartige Kombination von TCM-Kräutern ausgearbeitet und dann in der Regel von TCM-Apotheken gefertigt. Normalerweise werden chinesische Kräuter als Dekokt (Tee) eingenommen.
Bei gāo fāng werden die verschriebenen Kräuter jedoch für sehr lange Zeit gekocht, gefiltert und eingedickt. Durch diese ganz besondere Art der Zubereitung erhöht sich die Verweildauer der Kräuter im Körper und es kommt zu einer stärkeren Tonisierung (Stärkung) als es durch ein Dekokt möglich ist.
Einnahme und Wirkung der Kräuterpaste gāo fāng
Die Einnahme von gāo fāng im Winter ist Teil eines gesundheitsbewussten Lebensstils in der traditionellen chinesischen Kultur und ich kenne es so, dass Patienten in den Kliniken Schlange stehen für diese Rezepturen. Und wenn ich von Schlangen spreche, dann meine ich „sehr“ lange Warteschlangen.
Meine Kollegen in China arbeiten zu diesen Zeiten rund um die Uhr, denn diese Art von Stärkung ist in China immer noch sehr beliebt. In China sagt man „Wer gāo fāng im Winter nimmt, fängt im nächsten Jahr einen Tiger!“ Jetzt stellen Sie sich vor, Sie essen Pudding mit Kräutergeschmack und stärken sich dabei noch auf ganz besondere Art und Weise.
Gāo fāng und Traditionelle Chinesische Medizin in Deutschland
Sie sind gerade nicht in China? Auch bei uns in Deutschland hat sich die TCM mittlerweile etabliert und es gibt sicher Kollegen, die firm in solcher Art Rezeptierung sind. Alternativ und ergänzend helfen aber auch ein paar einfache Tipps, wie Sie ihr Immunsystem selbst stärken können – egal wo und ganz einfach.
Tipps zur Stärkung in der Winterzeit
- Gehen Sie in die Natur! Die grüne Kraft der Natur hat positiven Einfluss auf unser Immunsystem. Gehen Sie viel ans Tageslicht! Wenn die Sonne lacht, ist das nicht nur für die Seele gut – auch das Immunsystem unseres Körpers freut sich.
- Versuchen Sie, täglich, Obst und Gemüse zu essen. So liefern Sie Ihrem Immunsystem wichtige Nährstoffe wie Vitamine und Spurenelemente. Vitamin C, Vitamin A, Selen, Zink und Eisen, um nur einige zu nennen.
- Nehmen Sie regelmäßige Mahlzeiten zu sich. Gerne auch ein warmes Frühstück. Das stärkt Sie für den Tag. Auf Frühstück und Mittagessen liegen die Prioritäten, abends nur eine Kleinigkeit. Es zahlt sich in der Praxis aus.
- Zu guter Letzt: Schlafen Sie ausreichend. Die Zeit vor 24 Uhr ist laut TCM die beste und effektivste Zeit zum Schlafen.
Bleiben Sie gesund! Ihre Sabine Schmitz
Über die Autorin
Sabine Schmitz hat chinesische Medizin in China studiert und leitet heute als TCM-Therapeutin eine eigene Praxis für Traditionelle Chinesische Medizin in Köln. Sie ist Autorin von zahlreichen wissenschaftlichen Publikationen und TCM Fachbüchern. Außerdem ist sie die Gründerin von Chinamed Cosmetics, Hautpflege mit TCM Kräutern, made in Germany.
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Artikelbild: https://unsplash.com/photos/ooX-lfJqzhE
Anton Schneider meint
Gut zu wissen, dass es TCM auch in Deutschland gibt. Ich war immer sehr interessiert daran, vor allem an der Wirkung, aber hatte bisher noch keine Gelegenheit es auszuprobieren. Hoffentlich finde ich diese Kräuterpaste oder ähnliches.
Finja meint
Vielen Dank für den guten Blog! Ich wusste nicht, dass es zur TCM noch so viel zu wissen gibt. Diese Informationen haben mir sehr weitergeholfen.