Ein Erfahrungsbericht von Kim Sorgalla. Preisanalyst mit Sinologiestudium.
Meine Leidenschaft ist Musik, studiert habe ich Sinologie und Geographie, Praktika gemacht in Marktforschung und Vertrieb, eine Festanstellung bekommen in der Preisbildung.
Nun, ein wenig durcheinander das Ganze. Doch so sollte das Leben sein. Dies ist ein Porträt meines Weges von Poetik über Planfeststellungsverfahren zu Preiskalkulationen.
Von der Empörung hin zur Begeisterung für China
Seit der neunten Klasse interessiere ich mich für China. Im Klassenraum lag eine National Geographic mit einem Dossier über die Umweltverschmutzung in China. Sozusagen aus Empörung heraus habe ich angefangen, mich für China zu interessieren. Daraus erwuchs später eine positive Begeisterung für Sprache und Kultur, wodurch ich ein Studium der Sinologie an der Uni Frankfurt begann. Damit fing alles an…
Praktikum bei Mercedes-Benz in Peking
Im vergangenen Jahr absolvierte ich ein Praktikum im Bereich Vertrieb und Marketing bei Mercedes-Benz in Peking. Dies öffnete mir die Türen zur Automobilbranche. Witzigerweise habe ich mich zuvor nie für Autos interessiert. Nach meinem Praktikum war ich ratlos, was ich machen sollte. Durch meine Freundin stieß ich auf eine Stellenanzeige eines koreanischen Autozulieferers von Hyundai und Kia. Es folgte ein Gespräch, ein zweites und letztlich die Zusage. Der erste Gedanke war: „Juhu, ich hab ‘n Job!“. Der Zweite: „Moment mal, ein Sinologe in einer koreanischen Firma?“.
Als Sinologe in einer koreanischen Firma?
Es kommt immer anders als wie man denkt, nicht wahr? Über mehrere Umwege bin ich nun also in dieser Branche gelandet. Auslöser war das Praktikum bei Mercedes-Benz. Natürlich war hier mein Vitamin B von Bedeutung. Aber unabhängig davon haben meine Chinesischkenntnisse das Ganze erst ermöglicht. Man hätte mich nicht genommen, wenn ich nicht gut Englisch und Chinesisch gesprochen hätte. Daraus folgt auch meine Empfehlung für den Berufseinstieg: Man sollte ein Praktikum in China machen. Dort hat man die Chance, mit Sinologiekenntnissen hineinzukommen. Dann geht es darum, im dortigen Praktikum zusätzliche Kompetenzen zu erwerben, die einen Einstieg in andere Bereiche ermöglichen.
Kein Mathegenie, aber Office-Meister
Meine jetzige Berufsbezeichnung lautet Preisanalyst. Dort habe ich vorwiegend mit Preisbildung, Kostenkalkulationen und Preisanalysen zu tun. Im Alltag befasse ich mich vor allem mit dem Bepreisen von Ersatzteilen für Kia-Modelle. Ein absolut spannender Job, bei dem nur marginal Kompetenzen aus dem Studium von Bedeutung sind. Das Skurrile ist, dass ich noch nie ein Mathegenie war, und jetzt den ganzen Tag mit Zahlen hantiere. Ich brauche zwar manchmal länger, um etwas komplexere Kalkulationen nachzuvollziehen, dafür glänze ich im Gebrauch mit den Officeprogrammen. Das ist meines Erachtens auch die Kernkompetenz für diese Tätigkeit: Excel! Morgens wird erst einmal Outlook geöffnet, dann folgt meist auch schon Excel.
Generell kann man hier von Big Data sprechen, da wir insgesamt 700.000 Einzelteile pflegen und betreuen: eine Herkulesaufgabe. Daraus lässt sich für mich nur schließen: EDV ist heute wichtiger denn je! Generell ist aber auch das Sinostudium nützlich, um mit mehr Einfühlungsvermögen den Koreanern gegenüberzutreten. Das hat mir in zahlreichen Situationen bereits geholfen.
Appell: Profil schärfen und Lebenslauf verteidigen
Mein abschließender Appell: Man sollte das eigene Profil schärfen, selbstbewusst in Vorstellungsgespräche gehen und den eigenen Lebenslauf verteidigen. Denn dieser ist ein Teil der Persönlichkeit, und jeder Abschnitt in diesem hat einen Sinn, den es glaubhaft und mit Selbstvertrauen rüberzubringen gilt!
ferdilauch meint
möchte ich so unterstreichen: chinakundler und ähnliche „exoten“ brauchen sich nicht verstecken – wer also als deutsche/r nach china ging / geht zeigt schon, dass er / sie neue wege gehen kann und will. dann darf man auch mal einen umweg in der vita haben:) nur mut!