Alternative China-Informationen im Netz:
Portale und Blogs

Oft wurde geschimpft auf Spiegel, Focus und Co. Die China-Berichterstattung sei zu einseitig, zu negativ, zu chinafeindlich. Einige größere Untersuchungen haben gezeigt, dass deutsche Medien phasenweise tatsächlich sehr eingeschränkt nach China blicken… Alternative China-Informationen im Netz: Portale und Blogs.

Wo kann man sich aber ansonsten informieren? Welche alternativen Quellen gibt es, um zu erfahren, was in der chinesischen Gesellschaft, unter chinesischen Jugendlichen, im chinesischen Internet etc. passiert?

Zum Mitmachen: Welche Medien sind empfehlenswert?

Diese Reihe, die sich als offenes Projekt versteht, stellt deutsche Medien vor, die regelmäßig und aktuell über China berichten und dabei andere Wege gehen als in der Berichterstattung üblich. Wir bemühen uns auch darum, die Initiatoren und Verantwortlichen der Medien selbst zu Wort kommen zu lassen.

Die Liste ist ausdrücklich noch nicht abgeschlossen. Sie soll schrittweise erweitert werden und die Leserschaft ist herzlich eingeladen, sie zu kommentieren und zu ergänzen. Welcher Blog, welches Onlinemagazin fehlt Ihnen hier? Was finden Sie besonders lesenswert?

Sieben (plus x) alternative Quellen für China-Informationen

Thematisch sollen sich die Informationsquellen um China allgemein drehen, also keinen auschließlichen Fokus auf Politik oder Wirtschaft haben. Für diese Bereiche wird in Zukunft ein weiterer Artikel erscheinen. Jetzt aber in die Quellen, fertig, los:

Deutsch-chinesisches Kulturnetz

Früher auf einer eigenen Seite vertreten, ist das Kulturnetz heute im Online-Auftritt des Goethe-Instituts integriert. Das deutsch-chinesischsprachige Portal bietet spannende Einblicke in die Kultur und die Gesellschaft im heutigen China. Es gehört fraglos zu den wichtigsten Informationsquellen, die Projekte, Akteure und Tendenzen im deutsch-chinesischen Kulturaustausch dokumentieren.

Zitat der Redakteurin Anke Rönspies für ICC: „Das Deutsch-Chinesische Kulturnetz ist seit 2007 online. Es unterstützt den aktiven Dialog aller Interessenten, ermöglicht neue Partnerschaften und bietet innovativen Ideen einen Raum. Wir informieren regelmäßig über aktuelle Tendenzen in den Bereichen Architektur, Bildende Kunst, Bildung und Medien sowie künstlerische Initiativen aus den Gebieten Bühne, Design, Film, Literatur und Musik.“

Doppelpod

Es ist nur schwer zu begreifen, wie so wenige Hände so viele interessante und aktuelle Links, Artikel und Videos über China ins Netz laden konnten. Genau genommen sind es vier: die von Sven Hänke und Jan Sprenger. Sie haben den Blog Doppelpod seit 2009 mit News, Hintergrundinformationen und Kommentaren zu einer zentralen Informationsquelle für alle gemacht, die Interesse an der chinesischen (Netz-)Gesellschaft und der gegenseitigen Medienwahrnehmung von Deutschland und China haben. Kürzlich wurden auf der Seite Veränderungen angekündigt – hoffentlich wird es aber weiterhin ähnliche Angebote von Doppelpod geben.

Zitat des Mitbegründers und Autors Sven Hänke für ICC: „Doppelpod möchte dazu beizutragen, die kulturellen und sprachlichen Barrieren zwischen Deutschland und China leichter überwindbar zu machen. Das Motto von Doppelpod lautet ‚Wir reden mit und nicht nur über.‘ Ich bin der Meinung, dass das Internet bisher noch kaum ungenutzte Chancen bietet, unabhängig von Institutionen und kommerziellen Medien auch über Kontinente hinweg voneinander zu lernen. Diese Chancen wollte Doppelpod ausloten.“

Stimmen aus China

Wer sich über die Diskurse und Kontroversen in der chinesischen Gesellschaft informieren möchte, kommt an dem Blog Stimmen aus China nicht vorbei. Ohne journalistischen Schnickschnack und künstliche Dramatik, liefert das Portal verlässliche Übersetzungen vieler spannender Online-Debatten direkt aus dem Reich der Mitte. Stimmen aus China wird von jungen Journalisten und chinesisch sprechenden Hochschulabsolventen gestaltet und durch die Robert Bosch Stiftung gefördert.

Zitat der Chefredakteurin Viviane Lucia Fluck für ICC: „Es geht uns darum, die klassischen China-Stereotype, die uns als ‚junge Chinaexperten‘ im Alltag begegnen in Frage zu stellen. SAC möchte deutschsprachigen Lesern China näherbringen und gängigen Klischees entgegenwirken.“

Deutsch-Chinesische Allgemeine Zeitung

Wer genug vom weit verbreiteten Chinapessimismus hat, sollte sich einmal die Deutsch-Chinesische ansehen. Nicht unkritisch, aber im Grundton optimistisch befasst sich die gedruckte Zeitung einmal im Monat mit China und den deutsch-chinesischen Beziehungen. Hintergrundberichte, Neues aus China und das deutsch-chinesische Miteinander bilden die Schwerpunkte der Berichterstattung. Auch online lohnt ein Besuch bei der DCA, wo es aktuelle Nachrichten, einen Blog und vieles mehr gibt. Liu Guosheng, Gründer der Firma China Tours Hamburg, zeichnet sich als Geschäftsführer für die GmbH der Zeitung verantwortlich.

Zitat der leitenden Redakteurin Ulrike Hecker für ICC: „In zwei Jahren ist die DCA zu einem Top-Medium geworden, wenn man sich in Deutschland über China informieren will. Sie leistet dabei einen wichtigen Beitrag zu mehr Verständnis und Freundschaft zwischen den Menschen.“

DianMo

Was als Studentenzeitschrift begann, erreichte bald in der ganzen Republik und darüber hinaus interessierte Leser. Momentan ruht die Zeitschrift, sie soll aber laut Online-Ankündigung bald wieder durchstarten. Ein Stöbern in den älteren Ausgaben lohnt sich allemal.

Selbstbeschreibung: „DianMo wurde im März 2008 von Leipziger Sinologie-Studenten gegründet. Der chinesische Name der Zeitung ist der chinesischen Redewendung 胸無點墨 (‚keinen Tropfen Tusche in der Brust haben‘) entlehnt und spiegelt die Absicht wider, mit einem ‚bisschen Tusche‘ unseren Teil zur Berichterstattung über den chinesischen Kulturraum beizutragen.“

Stiftungen in China

Oft als Quelle vergessen werden die vielen Stiftungen, darunter auch zahlreiche aus Deutschland, die in China aktiv sind. Beispielsweise bieten die deutschen politischen Stiftungen auf ihren China-Seiten aktuelle Artikel zu politischen und wirtschaftlichen Aspekten, aber auch zu Themen wie Gesellschaft, Umwelt und Bildung.

Die Konrad-Adenauer-Stiftung und die Friedrich-Ebert-Stiftung haben gleich zwei Büros in China, eines in Shanghai und eines in Peking. In Peking ist neben weiteren auch die Heinrich-Böll-Stiftung vertreten. Die vielfältigen Publikationen der Stiftungen unterliegen wissenschaftlichen Kriterien und sind teils direkt als kostenloser PDF-Download zu haben. Diese guten Quellen, die größtenteils auf journalistisches Beiwerk verzichten, werden erfahrungsgemäß noch viel zu wenig genutzt.

Bundeszentrale für politische Bildung

In eine ähnliche Richtung wie die Stiftungen geht die Bundeszentrale. Die Seite verfügt über einige sehr interessante Beiträge zu den Themenbereichen Geschichte, Politik, Gesellschaft, Kultur und Sport. Geschrieben von Wissenschaftlern und Journalisten, liefern die Artikel gute Informationen in sachlichem Stil.

Einziger Wermutstropfen ist die Aktualität: Der letzte Artikel auf der Hauptseite stammt vom 01.10.2009. Das ist angesichts des schnellen Wandels im Reich der Mitte natürlich sehr problematisch. Dennoch: Die älteren Artikel sind durchaus lesenswert.

Weitere China-Informationen?

Welche weiteren Informationsquellen kennen Sie? Welche Adresse, welches Medium mit China-Informationen fehlt auf der Liste? Wir freuen uns auf Ihre Kommentare und Ergänzungen!

Erfahren Sie im zweiten Teil der Reihe über weitere alternative China-Informationsquellen. Im Fokus stehen darin hilfreiche Verteiler und Linksammlungen, die auf China-Nachrichten verweisen.