Welches Image hat Deutschland in China? Wie wird China von Deutschen wahrgenommen? Der deutsch-chinesische Journalismus hat erheblichen Einfluss auf die gegenseitige Wahrnehmung in den beiden Ländern. Die Reihe „Deutsch-chinesische Wahrnehmung: China-Journalismus“ befragt erfahrene China-Journalisten nach ihrer Meinung zur Berichterstattung zwischen Deutschland und China.
In diesem Teil berichtet die chinesische Journalistin Zeng Wenhui über ihre Erfahrungen in Deutschland und China. Zeng arbeitet seit 2007 bei der Bejing Rundschau in Peking, einem der wenigen deutschsprachigen Online-Medien in China. Zuvor hat sie an der Renmin University of China (Peking) sechs Jahre Germanistik studiert.
Erste Deutschlanderfahrungen sammelte Zeng Wenhui, als sie 2009 als Medienbotschafterin im Rahmen des Programms „Medienbotschafter China-Deutschland“ der Bosch-Stiftung nach Hamburg kam. Sie hospitierte drei Monate beim „Hamburger Abendblatt“, um den journalistischen Alltag in Deutschland kennenzulernen. Die ICC-Redaktion hat Frau Zeng um ihre Einschätzung zum deutsch-chinesischen Journalismus gebeten.
ICC-Interview mit Zeng Wenhui, Beijing Rundschau
Wie unterscheiden sich in Ihren Augen die Presselandschaften in China und Deutschland?
Die Medien in China sind vielfach vom Staat unterstützt, deshalb berichten die Medien, besonders traditionelle Medien, viel über die guten Seiten, Vorbilder in der Gesellschaft, sie machen also ein bisschen Propaganda. Die Medien in Deutschland sind privat besetzt und marktorientiert. Der Schwerpunkt der Berichte ist mehr leserorientiert. Aber die Medien in Deutschland berichten zu viel über negative Sachen.
Was sind Ihrer Meinung nach die größten Unterschiede der journalistischen Arbeit in China und Deutschland?
Das kann ich nicht gut antworten, denn meine journalistische Arbeit findet meistens in China statt, nicht in Deutschland. Vielleicht ist es leichter in Deutschland, Interviews mit Beamten oder wichtigen Persönlichkeiten zu führen. In China ist es manchmal schwer, Interviews direkt mit hohen Beamten oder Direktoren großer Unternehmen zu führen. Und für das Interview muss man den Interviewpartnern vorher Material und Fragen geben. Dann ist die Antwort nicht so original und spontan. Meistens haben die Sekretäre oder PR-Kollegen schon die Antworten für den Direktor geschrieben.
Wie schätzen Sie die China-Berichterstattung in Deutschland ein?
Ich glaube, dass die China-Berichterstattung in Deutschland jetzt mehr Wert auf die Wirtschaftsentwicklung in China legt. Die Themen sind schon vielfältiger. Aber nach wie vor sind Themen wie Menschenrechte in China oder Tibet ganz üblich in deutschen Medien.
Was wünschen Sie sich für die zukünftige Berichterstattung zwischen Deutschland und China?
Ich habe großes Interesse am Kulturaustausch zwischen den Völkern beider Länder, also am inoffiziellen Austausch. Die Berichterstattung könnte mehr über die Fortschritte in China schreiben, nicht immer nur über die Schattenseiten.
Vielen Dank für das Interview, Frau Zeng!
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